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"Die drei gesegneten Monate und die islamische Hochschularbeit - zusammenführen, was zusammen gehört"

Kaan Orhon
02.05.2014

Bismillah

Der Gesandte Allahs –Segen und Frieden auf ihm – sagte:

„Es gibt fünf Nächte, in denen die Gebete nicht zurückgewiesen werden. (Diese Nächte sind): Die Nächte zum Freitag, die Nächte zu den Festtagen des Ramadan und des Opferfestes, die erste Nacht zum Freitag im Monat Radschab (die Regâib-Nacht) und die fünfzehnte Nacht des Monats Schabân (die Berât-Nacht).“

Mit dem Beginn des Monats Radschab und der Regâib-Nacht in der Nacht zum heutigen Freitag sind wir in die sogenannten drei gesegneten Monate eingetreten. Wie jeder einzelne diese Zeit nutzt und gestaltet, was der Monat Allahs Radschab und der Monat des Gesandten Schabân für die alltägliche religiöse Praxis des Einzelnen konkret bedeuten und wie die persönliche Vorbereitung auf Ramadan aussieht, ist von Mensch zu Mensch verschieden, auch wenn der wesentliche Gedanke, die Quantität wie Qualität der Gottesdienste zu steigern, uns allen gemein ist.

Es lohnt sich aber auch darüber nachzudenken, was diese Zeit für die muslimische Hochschularbeit bedeutet.

Das Tagesgeschäft einer Hochschulgruppe ist vielfach stark auf die diesseitigen Bedürfnisse der muslimischen Studierenden ausgerichtet und auf die Organisierung und Gestaltung des Lebensbereiches Universität. Stadttour und Infostand für Erstsemester, Aktionen gegen Rassismus und Islamfeindlichkeit, interreligiöser Dialog, Hochschulpolitik… immer wieder mal wird bedauernd bemerkt, dass die gemeinschaftlich erlebte und gestaltete Glaubenspraxis zu sehr in den Hintergrund tritt; die unmittelbare und von diesseitigen Zwängen befreite Ausübung der Religion in lockerer und geschwisterlicher Atmosphäre beschränkt sich auf das gemeinsame Iftar im Ramadan.

Was also ist die Lösung? In den gesegneten Monaten oder auch nur im Ramadan das „Tagesgeschäft“ der Hochschularbeit auf Eis legen, sich nur der eigenen Spiritualität hingeben und dann nach dem Ende von Ramadan weitermachen? Sicher nicht, zumindest nicht im Sinne eines radikalen „Umschaltens“. Natürlich soll sich die segensreiche Zeit bemerkbar machen, es ist gut, den Alltag im Rahmen der Möglichkeiten anzupassen um möglichst viel aus der Gnade Allahs in den besonderen Nächten und Tagen zu ziehen. Aber zu drastisch sollte der Wechsel nicht sein, es sollte sich keine Saison-Spiritualität entwickeln. Der Islam ist bekanntermaßen den Extremen fern und zudem ein Glaube und ein Lebenssystem, in dem Askese und die gänzliche Isolation und Abkehr von der Welt nicht angestrebt werden. Der Islam soll nicht in Pausen zwischen Arbeit, Ausbildung, Familienleben oder auch Ehrenamt gelebt, sondern in diese integriert werden, sie durchdringen und prägen und somit erst zu wahrem und nachhaltigem Erfolg führen. 

Was heißt das konkret für den Raum Universität? Auf das ganze Jahr betrachtet, dass ein Ausgleich gefunden werden muss zwischen Alltag und Spiritualität. Die Arbeit für die Verbesserung des Diesseits für alle und die Arbeit für das eigene Jenseits sind keine Gegensätze die einander zu verdrängen suchen sondern ein harmonisches Ganzes. Wichtige Arbeit muss auch in den gesegneten Monaten mit Kraft und Hingabe geleistet werden, das Leben und die Hochschularbeit außerhalb der Monate darf nicht zur spirituellen Wüste werden, abgeschnitten vom Segen Allahs und damit vom Erfolg.

Konkret sollten die gesegneten Monate die Zeit sein, wo wir den doppelten Anspruch unserer Arbeit besonders deutlich machen und selbst spüren – uns das islamische Fundament und den Wunsch nach Erfolg im Jenseits, der uns Antrieb ist, vergegenwärtigen und ruhig auch etwa im Rahmen eines Vortrages in den Mittelpunkt stellen. Das „Warum“ unserer Arbeit liegt im Herzen unseres Glaubens. Koranrezitation und auch das Bittgebet haben in all unseren Aktivitäten ihren Platz: egal ob wir über Strategien gegen Islamfeindlichkeit oder über Umweltschutz im Islam sprechen, wir wissen, dass der Erfolg der Sache bei Allah liegt – also können  wir gerade in dieser gesegneten Zeit Ihn gemeinschaftlich bitten. Und umgekehrt, wenn wir allein bei uns daheim im Gebet versunken sind, sollten wir auch die Belange der Hochschularbeit nicht im Gebet vergessen. Sie sind keineswegs nichtig; als Muslime ist es unser Anspruch, in allem, was wir tun, bei jeder Aufgabe, mit der wir betraut sind, das Bestmögliche zu leisten.

Möge Allah der Erhabene den Radschab und Schabân segnen und uns in den Ramadan führen. Möge Er uns für alle unsere Gottesdienste und guten Taten vollen Lohn zukommen lassen, möge Er uns in allem, was wir tun, im Diesseits und Jenseits, zu den Erfolgreichen gehören lassen!

In diesem Sinne wünscht euch der Vorstand des RAMSA einen gesegneten Freitag und ein schönes Wochenende.