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„Elementarer Anstand“ – Gedanke zum Freitag

Kaan Orhon
05.02.2021

Bismillah

„Elementarer Anstand“ – Gedanke zum Freitag

Der Gesandte Allahs – Segen und Frieden auf ihm – sagte: „Die an Glauben vollkommensten Gläubigen sind die von ihnen mit schönster Wesensart und Verhalten...“  (Tirmidhi)

und

„Muslim ist derjenige, vor dessen Zunge und Hände andere Muslime sicher sind.“ (Buchari, Muslim, Abu Dawud, Nesa'i)

Es ist nicht erst seit den Ereignissen in den USA Anfang des Jahres wieder Gegenstand öffentlicher Diskussion wozu Hetze, Drohungen, Gewaltrhetorik und allgemein eine Verrohung der Sprache führen. Wir haben es hier auch in Deutschland, in der Diskussion über die Infektionsschutzmaßnahmen, um nur ein Beispiel zu nennen, mit ihren Todesdrohungen, ihren KZ-Vergleichen und ihrem Krakeelen von Diktatur und Widerstand.

Wir als RAMSA sind schon lange mit dieser Thematik beschäftigt, arbeiten mit „BeInterNett“ auch an einem konkreten Projekt gemeinsam mit großartigen Partnern aktiv gegen Hass im Netz.

Aber es ist wichtig, dass, bevor man sich auf einer wie auch immer gearteten Bühne als Redner, Referent, Kommentator etc. in diesem Sinne positioniert, erst auf das eigene nahe Umfeld und an aller erster Stelle auf sich selbst schaut.

Bevor ich mich frage, was ich gegen Hass in der Gesellschaft tun kann, habe ich mich zu fragen, wie ich selbst rede und handle, wie ich mich äußere im Zorn, selbst wenn ich mich im Recht wähne. Wie es auch in einem anderen Ausspruch des Gesandten – Allahs Segen und Frieden auf ihm – heißt:

„Der wahre Starke ist nicht derjenige, der in einem Ringkampf siegt, sondern der wahre Starke ist derjenige, der sich in seinem Zorn beherrscht.“  (Muslim)

Wer nicht fähig ist, sich selbst zu beherrschen, ist nicht geeignet, andere dahingehend anzuleiten.

Eine humanere und würdevollere Gesellschaft ist nur dann möglich, wenn sich auch jene dazu verpflichten, sich zu beherrschen und mit gutem Benehmen und elementarem Anstand zu handeln, die sich vermeintlich oder tatsächlich für die gute Sache einsetzten.

Um nur ein konkretes Beispiel zu nennen: der Einsatz gegen Rassismus und Rechtsextremismus ist eine drängende Notwendigkeit in unserer Gesellschaft, den auch wir als Verein uns auf die Fahnen geschrieben haben. Gewalt, in Handlung UND in Sprache ist aber kein Teil dieses Einsatzes.

Ein anderes Beispiel sind Spott und Hohn, wenn „den Feind“ ein Unglück trifft. Die COVID-19 Infektionen von Trump und Bolsonaro waren so kürzlich ein Beispiel. Weiter zurück liegend die Titel-Frage einer deutschen Zeitung, ob man sich nicht freuen solle über die Krebserkrankung von Asma al-Assad.

Die Idee, dass Unmenschlichkeit weniger schlimm ist, wenn es „den Richtigen“ trifft, dass im Recht zu sein von Verpflichtungen des Anstandes entbindet, gehört zur Keimzelle des Hasses in unserer Gesellschaft.

In diesem Sinne wünscht Euch der RAMSA einen gesegneten Freitag und ein schönes Wochenende.