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"Ende und Anfang" - Gedanke zum Freitag

Kaan Orhon
05.12.2014

Bismillah

Gedanke zum Freitag

Heute von: Kaan Orhon, RAMSA-Vizepräsident und Islamwissenschaftler aus Göttingen

Allah der Erhabene sagt in Seinem Buch in der ungefähren Übersetzung:

„Wenn wir gestorben und zu Erde und Knochen geworden sind, sollen wir denn dann wirklich auferweckt werden?“ ((al-Waqia:47))

Unsere irdische Existenz ist endlich. So sehr der Mensch sich diesem Bewusstsein zu entziehen suchen mag, ist es doch eine ewige Wahrheit, ein Teil dessen, was unser Menschsein ausmacht. Manchen erfüllt diese Wahrheit mit Schrecken und Widerwillen, Menschen krallen sich an das diesseitige Leben, suchen aufzuschieben, zu entfliehen – darin gleicht unsere allen dahingegangenen Generationen. Die Methoden wandeln sich so wie die Welt sich wandelt mit dem Fließen der Zeit, doch die Seelen der Menschen wandeln sich nicht. So wie sie vor tausenden von Jahren hofften durch magische Rituale oder in steinernen Abbildern weiterzuleben, versuchen sie heute, durch chemische Gifte und Operationen den Eindruck zu erwecken, sie wären dem Zugriff von Verfall und Tod entzogen. Als hätten sie vermocht, das ihnen bei ihrer Geburt zugeteilte Schicksal, dass doch ihre Menschlichkeit mit ausmacht, zu überwinden.

Allah möge uns davor bewahren, zu diesen Menschen zu gehören, die mit dem Los des Menschseins nicht zufrieden sind. Er möge uns zu denen gehören lassen, die in den Spiegel sehen und wissen, dass ihnen das Altern und Sterben zugeteilt und bestimmt ist, dass das schönste Gesicht und der gesündeste, kräftigste Körper zugrunde gehen und die dabei keine Furcht, keine Trauer und keinen Undank gegen ihren Schöpfer empfinden.

Deshalb, weil sie wissen, dass wir nur zugrunde gehen um aufs Neue erweckt zu werden, reiner und besser als zuvor.

Es ist eben der Unterschied zwischen den Gläubigen und jenen, die nicht glauben, dass wir die Frage die die Ayah eingangs stellt, in aufrichtigem Glauben mit „Ja“ beantworten. Ja, wir werden auferweckt. Das Versprechen Allahs ist wahr; das was aus unserer sterblichen Hülle in der Erde wird, ist nicht unser Ende, unser Schöpfer bringt seine Schöpfung aufs Neue hervor.

Das ist der Unterschied. Auch wenn unser Glaube uns erfüllt und ausmacht, unser diesseitiges Leben prägt und gestaltet – würden wir nicht glauben, würden wir doch genauso unser Auskommen finden, einige von uns würden gut leben und andere schlecht. Es ist ohne Zweifel möglich, auch ohne Glauben Moral und Anstand zu besitzen, Werte, Überzeugungen, sein Leben erfüllt und nützlich für sich und andere zu gestalten.

Doch all dies ist vergänglich, unsere Werke, all unsere Hinterlassenschaften werden letztlich ebenso zu Staub wie unser Körper. Und dann? Keine menschengemachte Ideologie oder Philosophie gibt uns Antwort, alles endet in Finsternis, führt uns zu Angst und Kummer über das Ende unseres Lebens, wenn wir uns zweifelnd die eröffnende Frage stellen…

Wahrlich, im Gedenken an Allah finden die Herzen Ruhe. Das Ende unseres Lebens ist kein Eingang in leere Finsternis, sondern die Heimkehr zum Schöpfer, erhaben, herrlich und liebevoll gegen seine Geschöpfe.

Möge Allah der Erhabene uns Gutes geben, in diesem Leben und im nächsten. Amin.

In diesem Sinne wünscht euch der Vorstand des RAMSA einen gesegneten Freitag und ein schönes Wochenende.