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"Lies" - Gedanke zum Freitag

Kaan Orhon
10.10.2014

Bismillah

Gedanke zum Freitag
Heute von: Kaan Orhon, RAMSA-Vizepräsident und Islamwissenschaftler aus Göttingen


Allah der Erhabene sagt in Seinem Buch in der ungefähren Übersetzung:

„Lies im Namen deines Herrn, Der erschaffen hat“ ((al-Alaq :1))

Morgen und übermorgen besucht wieder eine Gruppe muslimischer Studierender und Akademiker die Frankfurter Buchmesse, eine mittlerweile zur Tradition gewordene Initiative des RAMSA und der IHG Frankfurt. Es ist eine gute Tradition, die nicht nur wie viele RAMSA-Veranstaltungen junge Muslime aus allen Teilen Deutschlands zusammenbringt und somit Austausch und Vernetzung fördert. Der Buchmessebesuch und das immer damit einhergehende Rahmenprogramm feiern auch die wissenschaftliche und literarische Tradition der Muslime, wobei sie stets alt und neu, Vergangenheit und Gegenwart verbinden. Besuche in der Universität oder im Museum des Institutes für die Geschichte der Arabisch-Islamischen Wissenschaften sind ebenso ein Teil davon wie die gemeinsame Buchvorstellungsrunde der Teilnehmer – ein Zugang gleichermaßen auf intellektuell- wissenschaftlicher wie auf persönlich-emotionaler Ebene.

„Lies“…die Aufforderung in dem Vers am Anfang richtete sich unmittelbar an den Propheten – Allahs Segen und Frieden auf ihm – und bezog sich auf das „Lesen“ bzw. korrekter das Rezitieren des Wortes unseres Schöpfers. Doch wie alles, was der Erhabene (swt) seinem Gesandten (s) offenbarte, spricht es auch zu uns und umfasst verschiedene Ebenen:

die spirituelle, in der Lektüre und Rezitation des Quran,  wie auch der Hadithe, der Sira und der Werke der großen Gelehrten; die materiell-wissenschaftliche durch Sachbücher, einschließlich derer, die wir für unser Studium lesen und durch die wir der Aufforderung, nützliches Wissen zu erwerben, nachkommen; und schließlich auch die künstlerisch- ästhetische, in der Poesie wie auch im Roman. Zwischen den Anforderungen des Studiums und des politisch-sozialen Fokus, den die islamische Arbeit auch im universitären Rahmen oft hat, gerät diese letzte leicht in Vergessenheit, doch auch und gerade in Dichtung und Erzählung gibt es viele Schätze aus unserer Vergangenheit zu entdecken, nicht nur aus arabischen Ländern, der Türkei oder dem Iran sondern überall von Westafrika bis auf den indischen Subkontinent und Südostasien. Und natürlich macht wahre Erkenntnis und Wertschätzung von Literatur, ihrer Schönheit und ihrer Bedeutung, nicht vor religiösen, kulturellen und sprachlichen Grenzen halt, besonders für uns als Muslime in Deutschland: Goethe und Schiller wie auch Rumi und Iqbal sind unser Reichtum.  

In diesem Sinne wünscht euch der Vorstand des RAMSA einen gesegneten Freitag, ein schönes Wochenende und den Teilnehmern der RAMSA-Reise viel Spaß auf der Buchmesse.