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Stellungnahme des RAMSA zu den Anschlägen in Beirut, Bagdad und Paris

17.11.2015

Angesichts der grausamen, terroristischen Massenmorde, die im Verlaufe der vergangenen Tage Beirut, Bagdad und Paris erschüttert haben und bei denen fast 200 Menschen das Leben geraubt und viele Hunderte weitere verletzt wurden, erklärt der Rat muslimischer Studierender & Akademiker seine aufrichtige Anteilnahme mit den Opfern. Wir trauern um die Toten dieser barbarischen Akte, wir erbitten Genesung für die vielen zum Teil schwer verletzten Menschen und Trost und Kraft für die Hinterbliebenen.

Derartige Akte der Unmenschlichkeit sind selbst in dieser Form und Intensität leider keine Seltenheit mehr. Im Monat Ramadan hatte eine vergleichbare Serie von Anschlägen in Kuwait, Tunesien und Somalia über 400 Menschen getötet. Die Ermordung von über 130 Menschen bei mehreren Attentaten in der Türkei liegt erst kurz zurück. Die Aufzählung ließe sich noch so lange fortführen. Jeder Anschlag berührt uns dabei auf seine ganz eigene Art. Wie auch die Anschlagsserie im Ramadan, begann auch die der letzten Tage mit der Ermordung von Gläubigen im Gebet in einer Moschee.

Für uns als Muslime eine schwer zu erfassende, schwer zu ertragende Abartigkeit. Die Morde an all den unschuldigen Menschen in Paris, eine Stadt die uns in Deutschland so nahe ist, nicht nur geographisch, hinterlässt ebenso einen eigenen, unvergleichlichen Schrecken und eine Leere. Und so ist es mit allen. Nicht nur die Quantität auch die Qualität der Grausamkeit und der Menschenverachtung dieses globalen, in jeder Hinsicht entgrenzten Mordens macht fassungslos. All die Menschen, die ermordet wurden, gleich wer sie waren, woher sie kamen, woran sie glaubten und wie sie sich entschieden haben, ihr Leben zu gestalten, hatten ein unantastbares Recht auf dieses Leben, auf Sicherheit, Würde und Freiheit. Aber im Angesicht dieser Taten können einem Zweifel kommen, was diese Begriffe real bedeuten.

Und doch ist es gerade die beste Form der Anteilnahme, die beste Reaktion auf diese Ereignisse, einen Beitrag zum Schutz dieser Rechte zu leisten, überall auf der Welt. Nach dem Moment des Innehaltens in Trauer und Mitgefühl für die Opfer ist dies weiter unser Ziel. Welche Form dies dabei konkret annimmt, ist verschieden. Doch es steht fest, dass sich eine Solidarität mit Beirut und Paris und all den anderen Orten am besten in Taten äußert.

Dazu gehört vor allem die Bekämpfung der Ideologie, die hinter diesen Morden steht. Die Mörder sind nicht vom Himmel gefallen, sie sind nicht ideologisiert und unmenschlich auf die Welt gekommen und – es ist so unendlich ermüdend, dies jedes Mal aufs Neue von den ewig gleichen Akteuren verkündet zu hören – es ist keine Inszenierung nebulöser Netzwerke.
Es sind meist junge Menschen, die mit ganz verschiedenen Hintergründen, auf verschiedenen Wegen, kriminellen Menschenfängern in die Hände geraten, die ihnen mit ihrer Ideologie scheinbar etwas geben können, was ihnen bisher fehlt. Und auf diesem Weg können sicher nicht alle, aber doch viele noch abgefangen werden. Das hat nichts damit zu tun, das unfassbare Ausmaß von Schuld, dass die Mörder und ihre Hintermänner auf sich laden, zu verharmlosen. Sondern es ist ein konkreter Weg, die Vision, der diese Taten dienen, zum Scheitern zu bringen und das Leben von Menschen zu retten. Wir haben diese Arbeit mit einer Vielzahl Initiativen geleistet und werden sie auch weiter leisten. Nicht weil wir etwas beweisen wollen, sondern als praktische Umsetzung unserer grundlegendsten Prinzipien und natürlich aus Schutz für uns und alles was uns wichtig ist.

Denn: wir müssen uns stets bewusst sein – es ist egal ob wir sagen, „wir sind Paris“ oder „wir sind Beirut“. Für die Mörder sind wir es. Es werden mit solchen Akten immer Gesellschaften angegriffen, auch wenn es einzelne Menschen sind, die sterben. Wir sind Teil von all dem, was der Wahn der Unmenschen zu zerstören sucht.

Doch vor allem anderen stehen hier zunächst das Mitgefühl und die Trauer.