Sie sind hier

Ein magischer Abend

12.11.2012

… so beschrieb der Botschafter der USA in Deutschland, Philip D. Murphy, in seiner kurzen Ansprache zum Abschied seinen Eindruck von dem Empfang anlässlich des Opferfestes in seiner Residenz in Berlin.

Es wäre wohl islamisch angebrachter, von einem gesegneten Abend zu sprechen, aber auch ich empfand den Abend als in positiver Weise erinnernswert. Gemeinsam mit RAMSA-Präsident Bacem Dziri gehörte ich zu den vielleicht 50 Gästen, die sich ab 18 Uhr in dem Anwesen in Dahlem versammelten, alle persönlich begrüßt und hineingeleitet vom Botschafter.

Klassisch für eine interreligiöse Veranstaltung begann der Abend mit Ansprachen von Vertretern der Religionsgemeinschaften, der katholischen und evangelischen Kirche sowie der jüdischen und natürlich muslimischen Gemeinschaft in Berlin. Alle beleuchteten aus dem Blickwinkel ihrer jeweiligen Konfession die Geschichte von Ibrahims (as) Opfer und seine Bedeutung für die Buchreligionen und ihre Beziehungen zueinander. Dann allerdings gab es bereits eine sehr schöne Überraschung, als der Botschafter einen der jugendlichen Teilnehmer bat, aus dem Qur’an zu rezitieren. Unerwartet war es mir vergönnt, die Geschichte Ibrahims auch in den Worten seines und meines Herrn zu hören.

Danach wurde das Büfett eröffnet; bei arabischer und türkischer Küche, begleitet von leiser Musik eines vierköpfigen Ensembles junger Musiker konnten sich die Gäste nun unterhalten und austauschen. Besonders interessant war dabei aus RAMSA-Perspektive, dass neben Vertretern von Religionsgemeinschaften und Migrantenorganisationen, wie der türkischen Gemeinde, Botschaftspersonal, anderen Diplomaten, Bundestagsabgeordneten und sonstigen Vertretern des politischen Berlin auch junge Berliner Muslime in erfreulich großer Zahl vertreten waren.

Durchweg positiv viel auch das Urteil der anwesenden Berliner über den Gastgeber aus: Botschafter Murphy habe sich seit dem Beginn seiner Tätigkeit im Jahre 2009 stets sehr um den Dialog und Austausch bemüht, nicht nur mit Muslimen, sondern mit einer Vielzahl von politischen und zivilgesellschaftlichen Akteuren in Berlin. Darin, so hieß es mehrfach, unterscheide er sich sehr vorteilhaft von seinem Vorgänger, der daran weit weniger Interesse gezeigt habe.

Nach verhältnismäßig kurzer und vor allem kurzweiliger Zeit ergriff Botschafter Murphy noch einmal das Wort und brachte seine Freude über den gelungenen Abend zum Ausdruck, der ihm sehr viel bedeutet habe. Auch wenn es immer ratsam ist, Aussagen von politischen Vertretern, gleich wen sie repräsentieren, mit einem gesunden Abstand zu betrachten, so sah auch ich die Veranstaltung als sehr gelungen an. Dazu trugen gerade auch die neuen Bekanntschaften mit unseren Berliner Brüdern bei, mit denen wir die Beziehungen in den folgenden Stunden noch in privaten Rahmen pflegen konnten.

Mehrfach im Verlaufe des Abends wurde natürlich die zu diesem Zeitpunkt bevorstehende und nun gerade hinter uns liegende Präsidentschaftswahl in den USA thematisiert. Zum Zeitpunkt, da dieser Bericht verfasst wird, steht seit kurzem fest, dass Barack Obama für weitere vier Jahre  im Amt bestätigt wurde. Ob Philip Murphy seinen Posten als Botschafter in Deutschland weiter ausüben wird, ist dagegen weiterhin unklar, es wurden im Verlauf des Abends verschiedene Vermutungen geäußert. Wenn man nach dem dort Erlebten urteilt, ist dies nur zu hoffen.

 

Von: Kaan Orhon, Vizepräsident des RAMSA und Vorsitzender der IHG Göttingen