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Historische Unterzeichnung des interreligiösen Positionspapiers "Religion an der Hochschule"

14.11.2019

Religion an Hochschulen: Weniger Einschränkungen, mehr Angebot, enger Zusammenhalt

Vor genau einer Woche, am Donnerstag den 7.11.2019 gab es ein historisches Ereignis. Erstmals trafen sich die VertreterInnen von Studierenden und AkademikerInnen der Evangelischen Studierendengemeinden (ESG), des Katholischen Forums Hochschule und Kirche (FHoK), der Jüdischen Studierendenunion Deutschland (JSUD) und des Rates muslimischer Studierender und Akademiker (RAMSA) im Festsaal der Frankfurter Goethe-Universität, um ein über Jahre gemeinsam erarbeitetes Positionspapier zu „Religion an der Hochschule“ feierlich miteinander zu verabschieden. [Zum Papier Klick]

Auf Bundesebene umfassen die vertretenen Organisationen gemeinsam etwa 300 Hochschulgruppen und -gemeinden und wollen nun noch enger miteinander kooperieren und füreinander einstehen. Unterstützt wurde das Positionspapier vor Ort vom Präsidenten der Kultusministerkonferenz und hessischen Kultusminister Alexander Lorz (CDU), dem ehemaligen Universitätspräsidenten und Vorsitzenden des Kuratoriums des Hauses der Stille, Prof. Dr. Rudolf Steinberg, dem Weihbischof Wilfried Theising (Münster) und der Oberkirchenrätin Birgit Sendler-Koschel. Eine Keynote-Speech zu „Öffentliche Religion im Zeichen religiöser Pluralisierung. Auf dem Weg zu einer ‚keimfreien‘ Universität?“ hielt Prof. Dr. Alexander-Kenneth Nagel von der Universität Göttingen. Darin betonte er die Wichtigkeit der Toleranz gegenüber Religiosität an deutschen Hochschulen und berichtete von Problemen, die Hochschulgemeinden häufig gerade im Spannungsfeld „Religiosität im säkularen Raum“ erfahren müssen. Eine seiner Beobachtungen bestand darin, dass funktional differenzierte Organisationen, darunter auch Universitäten, auf (religiöse) Pluralisierung häufig mit einer restriktiven Lesart (religiöser) Neutralität reagieren. 

Für die muslimischen Studierenden und Akademiker unterzeichnete der Ratspräsident Kaan Orhon das Positionspapier. Altpräsident Bacem Dziri betonte sowohl als Altpräsident als auch als Mitwirkender in der hessischen Landes-Offensive zur Entwicklung Wissenschaftlich-ökonomischer Exzellenz (LOEWE) mit dem Schwerpunkt „Religiöse Positionierungen“ (RelPos) der Goethe Universität, dass diese Positionierung kein End-, sondern vielmehr ein Ausgangspunkt für weiteres kontinuierliches Engagement und gemeinsames Schaffen sei. Texte, so Dziri, wollen wahrgenommen, verstanden und beseelt werden, daher sei es so wichtig, gemeinsam darauf aufzubauen.

Die Vertreter muslimischer Studierender und AkademikerInnen sprachen sich in diesem Sinne für die Erhaltung bestehender Gebetsräume, die konstruktive Pflege neuer Räume der Stille, die Ausweitung der Hochschulseelsorge auf MuslimInnen und die Berücksichtigung jüdischer und muslimischer Feiertage während der Klausurphasen aus.

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