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Alle Menschen sind fehlbar

24.01.2014

Bismillah

Gedanke zum Freitag
Heute von: Kaan Orhon, RAMSA-Vizepräsident und Islamwissenschaftler aus Göttingen

Der Gesandte Allahs –Segen und Frieden auf ihm – sagte:

“Der Muslim, der mit den Menschen verkehrt und den Schaden davon geduldig erträgt, ist besser als der, welcher nicht mit ihnen verkehrt und den Schaden davon nicht geduldig erträgt.” (Ibn Umar; Tirmidhi)

Alle Menschen sind fehlbar und im Umgang mit Menschen ist es unumgänglich, dass wir hin und wieder enttäuscht werden, weil andere uns nicht auf die gleiche Weise begegnen, wie wir ihnen. Der Gesandte Allahs (s) warnt uns dennoch davor, den Kontakt mit den Menschen zu meiden, aus der Angst, vom Umgang mit ihnen einen Nachteil zu erleiden. Wenn wir die Menschen meiden, können wir nichts bewirken, nichts verändern, was Veränderung bedarf.

Als Muslime in einer mehrheitlich nichtmuslimischen Gesellschaft erleben wir es immer wieder, dass uns mit Ablehnung, Misstrauen, Furcht oder Feindseligkeit begegnet wird.
Weil Ängste bewusst geschürt werden aber ebenso weil wir dem Anspruch unserer Religion nicht gerecht werden, den Menschen nützlich zu sein, Gutes zu tun und Schlechtes zu verhindern. Vom Gesetzgeber, der sich anschickt bestimmte, in der Diskussion grob verfälscht dargestellte Elemente des islamischen religiösen Lebens zu verbieten, bis zum Fremden auf der Straße, der seiner, durch uns unbekannte und von uns persönlich nicht verursachte Faktoren entstandenen, Ablehnung des Islam oder auch nur eines unbestimmten „Fremden“ Luft macht, indem er uns schlecht behandelt – wenn wir versuchen, sie zu meiden und uns unsichtbar zu machen, um von Schaden verschont zu bleiben, wird sich nicht nur nichts ändern, es wird immer schlimmer werden, da negative gesellschaftliche Entwicklungen sich selbst reproduzieren, immer mehr Menschen erreichen, immer mehr Lebensbereiche erfassen.

Der einzige Ausweg ist der Weg nach vorn, aktiv zu werden, selbst zu verändern und zu gestalten anstatt negatives zu beklagen, auch wenn man sich exponiert und den ein oder anderen Angriff aushalten muss.

Mit jeder Bedrängnis kommt Erleichterung.

Aber es geht in diesem Hadith noch um mehr. Genauso wie wir von anderen Schaden erfahren, den wir ertragen sollen, erfahren andere Schaden durch uns, weil eben auch wir fehlbar sind. Wir tun Dinge aus Unwissenheit oder in guter Absicht, die anderen Schaden können oder von ihnen negativ aufgefasst werden, und vielleicht tun wir anderen auch aus niederen Gründen unrecht, wenn unsere negativen Emotionen überhand oder wir nicht ausreichend Rücksicht auf die Belange anderer nehmen. Dann sind wir selbst darauf angewiesen, dass unsere Mitmenschen mit uns Geduld haben und fortfahren, mit uns im Guten zu verkehren. Wenn wir den obigen Hadith beherzigen, tun wir nur, was wir uns auch von anderen wünschen.

Möge Allah der Erhabene uns zu den Geduldigen gehören lassen, zu denen die anderen helfen und nicht zu denen, die Unrecht tun.

In diesem Sinne wünscht euch der Vorstand des RAMSA einen gesegneten Freitag und ein schönes Wochenende.