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Bis an die Grenzen

Kaan Orhon
24.03.2017

Bismillah

„Bis an die Grenzen“ – Gedanke zum Freitag
Allah der Erhabene sagt in Seinem Buch in der sinngemäßen Übersetzung:

„Sicherlich, im Gedenken Allahs finden die Herzen Ruhe!“ ((ar-Rad:28))

Unser Schöpfer gebietet uns und alle seine Propheten durch die Zeiten – Allahs Friede auf ihnen allen – riefen uns zu Glauben und zur Verrichtung guter Werke. Glauben und Gutes tun sind untrennbar verbunden, nicht umsonst ist auch in Allahs Buch ihr Platz so oft beieinander. Verschiedene Generationen von Muslimen an verschiedenen Orten kamen diesem Aufruf auf verschiedene Arten nach.

Manche sind von den ersten Muslimen bis zu uns unverändert geblieben: das Spenden und das Versorgen der Waisen, das Besuchen der Kranken und in größerem Rahmen das Stiften und Bauen von Krankenhäusern und Moscheen, Schulen und Armenspeisungen und dergleichen.

Daneben gibt es die für Zeit und Ort spezifischen Felder und Tätigkeiten; für uns, die Studierenden und Akademiker im Deutschland von heute, könnte man neben Umweltschutz und Nachhaltigkeit nennen, Engagement gegen Rassismus, interreligiösen Dialog und so vieles mehr. Viele sind die ehrenamtliche Arbeit schon vor dem Studium aus Moscheegemeinde, Verein oder ähnlichem gewöhnt, führen sie an der Hochschule fort und darüber hinaus weiter.

Es ist schön, dieses Engagement zu sehen, doch selbst in etwas so Positivem gilt es Maß zu halten – es gibt Grenzen der psychischen und physischen Belastbarkeit, die wir einfach anerkennen müssen und die der Realisierung unserer guten Absichten und Wünsche Grenzen setzen. Die vielen, vielen Probleme die anzupacken wären, können einen überwältigen.
Und dann kommen unter Umständen auch noch Angriffe von verschiedenen Seiten dazu, die einen manchmal in Frage stellen lassen, ob es das alles wert ist.

Sich dies einzugestehen, sich solche Fragen zu stellen, ist keine Schwäche. Im Gegenteil, es zu leugnen wäre Hochmut. Man sollte sich selbst gegenüber ehrlich die eigenen Möglichkeiten einschätzen, Prioritäten setzen und wo immer möglich Hilfe annehmen, die gemeinschaftliche Arbeit dem Dasein als Einzelkämpfer vorziehen. Es heißt nicht umsonst, dass die beliebtesten Taten bei Allah die regelmäßigen sind, selbst wenn sie klein sind. Freilich, sollte man immer danach streben, sich zu steigern, wenn das, was man schon tut, funktioniert und die Kräfte da sind.

Und schließlich muss man sich auch Phasen der Ruhe und der Zerstreuung zugestehen. Der Islam ist uns nicht nur Motivation zu immer neuen Aktivitäten, er ist gleichzeitig auch ein Hort der Ruhe und der Erfrischung der Seele. Das Gedenken Allahs, das Hören und Rezitieren des Qur´an und das freiwillige Gebet sind Wege dazu. Und freilich auch Dinge wie Sport, Natur, Kunst, Zeit alleine mit der Familie und Freunden und so vieles mehr.

Wer langfristig etwas leisten und erreichen, für Diesseits und Jenseits Gutes erreichen will durch seine Werke, der sollte sich nicht scheuen, aus dem Reichtum an schönen Dingen zu schöpfen, die unser Herr in Seiner Liebe zu Seinen Dienern für uns bereitet hat.

In diesem Sinne wünscht euch der RAMSA einen gesegneten Freitag und ein schönes Wochenende.

Heute von: Kaan Orhon, Islamwissenschaftler aus Göttingen und Mitglied des Ältestenrates.