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Dankbar sein

Kaan Orhon
28.07.2017

Bismillah
„Dankbar sein“ – Gedanke zum Freitag

Allah der Erhabene sagt in seinem Buch in der sinngemäßen Übersetzung:

„Und wenn den Menschen Unheil widerfährt, rufen sie ihren Herrn an, indem sie sich Ihm reuig zuwenden. Wenn Er sie hierauf Barmherzigkeit von Sich kosten läßt, gesellt sogleich eine Gruppe von ihnen ihrem Herrn (andere) bei, um undankbar zu sein für das, was Wir ihnen gegeben haben.“
((ar-Rum:33-34)

Es gilt die Losung in schein-aufgeklärten, religionsfeindlichen Kreisen: Menschen sind nur gläubig, wenn es ihnen schlecht geht, sie betäuben ihr Bewusstsein um ihr schweres Los mit dem „Opium fürs Volk“ und sie beten, wenn sie etwas wollen.

Aber dieses Denken ist nicht nur ein Vorurteil der modernen, vermeintlich postreligiösen Gesellschaften – es ist auch eine Beschreibung einer realen menschlichen Schwäche, die seit jeher existiert, wie obiger Vers beweist. An anderer Stelle in Seinem Buch prägt Allah der Erhabene das Gleichnis von Menschen, die auf einem Schiff in Seenot geraten und um Rettung bitten, aber wieder vom Glauben abfallen sowie sie ihren Fuß auf trockenes Land setzen. In unserer Zeit gibt es einen vergleichbaren Spruch mit Turbulenzen im Flugzeug. So sehr sich unsere Lebensumstände verändern, die Menschen bleiben im Wesen dieselben.

Es liegt freilich an und, ob wir zu denen gehören, die inbrünstig beten, wenn sie von Kummer und Leid geprüft, von Gefahr bedroht werden, um dann den Rücken zu kehren, wenn der Sturm vorüber ist. Keiner von uns ist gänzlich ohne Probleme, in Studium und Beruf, Familie, Gesundheit. Es gibt immer ebenso Menschen denen es besser, wie solche denen es schlechter geht als uns. Es liegt an uns, wohin wir den Blick wenden, und was unsere Gedanken und Gebete bestimmt.
„Warum habe ich nicht was er hat?“… „Warum trifft mich dieses und jenes?“ Nutzen wir Momente von Frieden und Sicherheit um uns in unserem Leben umzusehen: und wird auffallen, was unser Herr uns gegeben hat. Sehen wir unsere Ehepartner an, unsere Kinder, unseren Besitz, unseren Körper, denken wir an unsere Kindheit, Schule, Studium, Beruf – nichts ist vollkommen, und doch finden wir in so vielen Dingen Geschenke der Gnade, die wir nie mit unseren Taten aufwiegen können. Doch diese Forderung stellt unser barmherziger Schöpfer auch gar nicht an uns.

Darum kehren wir uns Ihm zu, gerade dann wenn uns kein Unheil trifft, in Dankbarkeit und Hoffnung und aufrichtigem Glauben.

In diesem Sinne wünscht euch der RAMSA einen gesegneten Freitag und ein schönes Wochenende

Heute von: Kaan Orhon, Islamwissenschaftler aus Göttingen und Mitglied des Ältestenrates.