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Dialog

21.12.2018

Bismillah
„Dialog“ – Gedanke zum Freitag

Allah der Erhabene sagt in Seinem Buch in der sinngemäßen Übersetzung:

„…du wirst ganz gewiß finden, daß diejenigen, die den Gläubigen in Freundschaft am nächsten stehen, die sind, die sagen: „Wir sind Christen.“ Dies, weil es unter ihnen Priester und Mönche gibt und weil sie nicht hochmütig sind.“ ((al-Maida:82))

Für im interreligiösen Dialog engagierte Muslime, besonders jene, die in mehrheitlich christlichen bzw. christlich geprägten Gesellschaften leben, sind diese Tage kurz vor dem christlichen Weihnachtsfest gerne eine Zeit, um das Verbindende zwischen den Religionen und die Wichtigkeit der Verständigung zu betonen. Das ist richtig und naheliegend; es wäre aber Schade, wenn es dabei bliebe.

Die Bedeutung des Aufeinanderzugehens von Gemeinschaften und Individuen über Religionsgrenzen hinweg und der gemeinsame Einsatz für das Gute sollte dauerhaft präsent sein und in Wort und Tat zum Ausdruck kommen, und nicht nur im Ramadan und kurz vor Weihnachten.

Und es ist auch Schade, wenn man zwischendurch hört, der Dialog wäre wichtig, weil sowohl Muslime als auch Christen es in einer immer religionsferneren Gesellschaft beide immer schwerer hätten und man sich dessen gemeinsam besser erwehren könnte.
Ja, es ist richtig: Muslime wie auch Christen, Geistliche und Gelehrte wie auch jeder Gläubige müssen Antworten auf die Herausforderungen einer sich – auch in Bezug auf Religion und Glaube –wandelnden Gesellschaft finden. Aber für Austausch und Dialog sollten uns mehr und positivere Argumente einfallen als ein „gemeinsamer Feind"...

In der Welt, in unserem Land und vor der Haustüre jedes Einzelnen von uns gibt es scheinbar unendlich viel Gelegenheit und Notwendigkeit für Einsatz für das Gute. Muslime wie Christen wissen, wir werden nie alle Übel beseitigen, alle Probleme lösen. Paradiesische Zustände auf Erden werden wir nicht herstellen.

Aber das entbindet uns nicht von der Verantwortung, alles zu leisten, was unsere Kräfte vermögen, im Gegenteil.
Rechte und Würde eines Jeden zu verteidigen, Not zu lindern, Gewalt und Ausgrenzung entgegen zu treten, sind wir alle jeden einzelnen Tag gefordert.
Und das geht am besten gemeinsam.

„Gewiß, diejenigen, die glauben, und diejenigen, die dem Judentum angehören, und die Christen und die Sabäer – wer immer an Allah und den Jüngsten Tag glaubt und rechtschaffen handelt, – die haben ihren Lohn bei ihrem Herrn, und keine Furcht soll sie überkommen, noch werden sie traurig sein.“
((al-Baqarah:62))

In diesem Sinne wünscht Euch der RAMSA einen gesegneten Freitag und ein schönes Wochenende.

Und wir wünschen unseren christlichen Partnern und Freunden friedvolle, schöne und besinnliche Feiertage und einen guten Übergang in das neue Jahr.

Heute von Kaan Orhon, Islamwissenschaftler aus Göttingen und Mitglied des Ältestenrats