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Einheit schaffen

Kaan Orhon
04.07.2014

Bismillah

Gedanke zum Freitag
Heute von: Kaan Orhon, RAMSA-Vizepräsident und Islamwissenschaftler aus Göttingen

Allah der Erhabene sagt in Seinem Buch in der ungefähren Übersetzung:

„Die Gläubigen sind doch Brüder. So stiftet Frieden zwischen euren beiden Brüdern und fürchtet Allah, auf daß ihr Erbarmen finden möget.“ ((al-Hugurat:10))

Ramadan ist eine wunderbare Zeit um Freundschaft, Zuneigung und gute Beziehungen unter den Menschen zu erleben und zu fördern. Bei Personen und Organisationen die islamisch aktiv sind ist es eine Zeit, in der man sich kreuz und quer zum Iftar einlädt, Einigkeit beschwört und große Pläne macht, was man gemeinschaftlich erreichen könnte. Das ist eine wunderbare Sache, und so oft ich selbst so etwas miterleben bzw. daran beteiligt sein durfte, war ich dankbar dafür. Wie bei allen guten Vorsätzen die man im Ramadan fasst, wie bei allen Bemühungen, sich selbst zu verbessern, sollte dies aber nicht mit dem Ende des gesegneten Monats einfach aufhören.

Einigkeit, gemeinschaftliches Engagement, einheitliches Auftreten der Repräsentanten der Muslime in unserem Land – all das entsteht nicht aus der Luft. Es bedarf gemeinsame Anstrengung, es bedarf der Bereitschaft, miteinander offen und ehrlich und vor allem auf Augenhöhe umzugehen. Wenn viele allein und abgeschottet von anderen arbeiten, oder sogar gegen die Anderen, woher soll dann Einheit kommen? Rituelles Klagen dass man sich nicht auf den Beginn des Ramadan einigen konnte, lenken vom wesentlichen ab – dass die Beziehungen in den anderen 11 Monaten auch nicht so geführt werden, wie sie sollten.

Aber – Ramadan ist nicht nur eine gute Zeit, Einheit zu feiern, es ist auch eine sehr gute Zeit, sie herzustellen. Eine gute Zeit, auf andere zuzugehen, mit denen die Beziehungen nicht so gut sind, wie sie sein sollten, und den Versuch unternehmen, die Situation – nachhaltig – zu verbessern. Mancher Misston entsteht durch ein Missverständnis, eine Fehlinterpretation und lässt sich überraschend leicht aus der Welt schaffen. Aber selbst wenn die Meinungsverschiedenheit tatsächlich sachbezogen und tiefgreifend ist, ist es trotzdem wichtig, zumindest einen Kommunikationsweg offenzuhalten oder wo der Kontakt abgebrochen ist, diesen wieder herzustellen. Ein solcher Schritt auf das Gegenüber zu bedeutet kein Zurückweichen in der Sache, wenn man von der Richtigkeit des eigenen Standpunktes überzeugt ist.

Der Kampf mit der Triebseele in den Tagen des Fastens beschränkt sich nicht auf die körperlichen Bedürfnisse, es ist auch die Zeit, das eigene Ego zu überwinden, wenn es den Bemühungen, Frieden zu stiften und Einheit zu schaffen im Wege steht.

Möge Allah der Erhabene uns in all unseren Anstrengungen unterstützen und unsere Arbeit um Seinetwillen annehmen. Möge Er uns den Segen des Ramadan bewahren und in all unser Tun im kommenden Jahr einfließen lassen.

In diesem Sinne wünscht euch der Vorstand des RAMSA einen gesegneten Freitag und ein schönes Wochenende.