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Krieg und Frieden

13.04.2018

Bismillah

„Krieg und Frieden“ – Gedanke zum Freitag

Allah der Erhabene sagt in Seinem Buch in der sinngemäßen Übersetzung:

„Und wenn sie sich dem Frieden zuneigen, dann neige auch du dich ihm zu und verlasse dich auf Allah! Gewiß, Er ist ja der Allhörende und Allwissende.“ ((al-Anfal:61))

Es ist noch nicht lange her, da passierten wir wieder einen traurigen Jahrestag. Noch ein Jahr Krieg in Syrien, sieben entsetzliche Jahre. In diesen Tagen nun wird viel geschrieben und gesprochen über das Risiko einer weiteren Eskalation durch eine mögliche Konfrontation zwischen den USA und Russland. Es steht zu befürchten, dass sich immer noch Wege finden lassen, den Schrecken und das Leiden in Syrien noch zu vergrößern, anstatt dass ein Ende des Krieges näher rückt.

Vor diesem Hintergrund einige Überlegungen zu Krieg und Frieden:
zunächst einmal sollte uns bewusst sein, dass auch im Angesicht von so viel Leid über eine so lange Zeit, Hoffnung und nicht Verzweiflung die Geisteshaltung des Gläubigen sein muss. Auch im Angesicht scheinbar maßloser Gewalt und undurchsichtiger politischer Spielereien hinter den Kulissen bleibt jeder Einzelne von uns für das große Ganze relevant. Was wir tun, was wir sagen, was wir denken und fühlen ist nicht ohne Bedeutung. „Die da oben, die Politiker und Wirtschaftsbosse, entscheiden, was passiert, wir können da doch eh nichts beeinflussen“ – diese Einstellung mag für manch einen taugen, Muslimen, überhaupt gläubigen Menschen steht sie schlecht zu Gesicht.

So unbezwingbar die Aufgabe scheint, sind wir nicht von der Verantwortung entbunden, zumindest einen Versuch zu unternehmen, im Kleinen etwas beizutragen. Und dabei vertrauen wir auf Allah den Erhabenen, den Er ist aller Dinge mächtig.

Zuversicht und Mitgefühl sind die Grundlage sich einzubringen. Aber die allein sind noch nicht genug. Auch Wissen ist nötig. Wissen um die Wege, auf denen man als Einzelner, als kleine Gruppe versuchen kann, Einfluss zu nehmen. Und Wissen um das Problem, um die Geschichte und um die Natur des Menschen.

Was fordern wir? Und von wem? Manches klingt gut, manches ist emotional nachvollziehbar, aber ob es langfristig eine Verbesserung bringt, ist fraglich. Um es an dem Beispiel festzumachen, mit dem der Text begann – würde (noch) eine ausländische Intervention in Syrien etwas helfen? Schon 2012 gab es Stimmen die das forderten. „Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende“ war die Vorstellung, die der Forderung zu Grunde lag. Ja, eine Intervention wäre schlimm und es würden Unschuldige zu Schaden kommen, aber es sei besser als das endlose Töten, dass sowieso statt finde und zu keinem Ende käme.
Andere stimmen verweisen auf den Irak oder Libyen und warnen, dass dort alles schlimmer sei als zuvor und mit dem Verschwinden des Machthabers kein Frieden gekommen sei und das Töten nicht aufgehört habe.
Dieser Text soll keine Empfehlung in eine Richtung sein, nur die Mahnung, sich neben der emotionalen Anteilnahme mit den Menschen die Leiden auch mit den Ursachen und der Dynamik von Konflikten zu beschäftigen und nach bestem Wissen und Gewissen den Weg zu vertreten, der uns am ehesten geeignet erscheint, Frieden zu erreichen. Und Allah weiß es am besten.

In diesem Sinne wünscht euch der RAMSA einen gesegneten Freitag und ein schönes Wochenende.

Heute von: Kaan Orhon, Islamwissenschaftler und Mitglied des Ältestenrates