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Nur das Beste im Menschen sehen
Bismillah
Gedanke zum Freitag
Heute von: Kaan Orhon, RAMSA-Vizepräsident und Islamwissenschaftler aus Göttingen
Der Gesandte Allahs –Segen und Frieden auf ihm – sagte:
"Nur das Beste im Menschen zu sehen ist Gottesdienst."
(Abu Dawud, Tiridhi, Ahmad Ibn Hanbal)
Es mag auf den ersten Blick nicht so scheinen, aber es ist zuweilen schwer, dass Beste in unseren Mitmenschen zu sehen. Denn Vieles treibt uns in die entgegengesetzte Richtung: Konkurrenzdenken, Egoismus und Angst.
Wir fragen uns: „Ist er oder sie besser als ich? Wie kann er mir nutzen? Geht von ihr eine Gefahr für mich aus, will sie mir schaden?“ Und im Inneren unseres Gegenübers formen sich die gleichen Fragen…
Besonders die letzte Regung, die Angst, ist eine Gefahr, vor allem wenn wir weniger den Menschen sehen als ein Kollektiv oder eine abstrakte Idee, die wir auf ihn oder sie aufgrund bestimmter Faktoren seiner Identität projizieren. Er oder sie ist anderer Hautfarbe, Herkunft, Kultur oder sozialer Schicht? Nicht immer aber oft wird ein Unterschied als etwas Negatives wahrgenommen.
Wenn wir aber im Sinne der obigen Überlieferung versuchen, dass Beste im Menschen zu sehen, so müssen wir ihn in der Regel etwas – wenn auch nur oberflächlich – kennenlernen, oder uns in ihn hineinversetzen, denn das Beste an einem Menschen ist nie ein äußeres Element, noch dazu wenn es angeboren oder weitergegeben wurde, sondern liegt in seiner Persönlichkeit.
Da wir in unserer Bewertung von gut und schlecht von unserer eigenen Persönlichkeit geprägt sind, bedeutet das Gute im Mitmenschen sehen zu wollen, etwas in ihm oder ihr zu entdecken, was wir entweder selbst haben oder gerne hätten und das wir als gut empfinden. Wir versuchen ein Stück von uns im Gegenüber zu finden und machen somit den Fremden weniger fremd. Und selbst wenn sich der Eindruck letztlich als falsch heraus stellen sollte, haben wir etwas Gutes getan, auch für uns selbst.
Zu versuchen, das Beste in den Menschen zu sehen, öffnet uns Zugang zu ihnen und hilft, Konflikte zu vermeiden oder beizulegen. Es legt den Grundstein für das Zusammenkommen in einer Gemeinschaft, wo vorher Misstrauen uns dazu führte, uns in kleine Gruppen zurückzuziehen, in denen wir uns sicher fühlen, die Anderen belauernd, ob sie versuchen, mit uns zu konkurrieren oder eine Gefahr für uns sind.
Möge Allah uns das Beste in unseren Mitmenschen sehen lassen und andere das Beste in uns!
In diesem Sinne wünscht euch der Vorstand des RAMSA einen gesegneten Freitag und ein schönes Wochenende.