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Sehen oder übersehen - Gedanke zum Freitag
Bismillah
„Sehen oder übersehen“ – Gedanke zum Freitag
Allah der Erhabene sagt in Seinem Buch in der sinngemäßen Übersetzung:
„Er ist es, Der euch zu Nachfolgern (auf) der Erde gemacht und die einen von euch über die anderen um Rangstufen erhöht hat, damit Er euch mit dem, was Er euch gegeben hat, prüfe. Gewiß, dein Herr ist schnell im Bestrafen, aber Er ist auch wahrlich Allvergebend und Barmherzig.“ ((al-Anam:165))
Allah der Erhabene ermahnt uns, auch in schwierigen Zeiten nicht zu verzweifeln oder die Hoffnung aufzugeben. Wir werden aufgerufen, standhaft zu sein und im Gebet und im Gedenken Allahs Zuflucht zu suchen und Kraft zu schöpfen.
Es sind schwierige Zeiten für uns alle momentan. Sorge und Furcht, Ärger oder Ungeduld sind menschliche Regungen, die vor allem in diesen Tagen verständlich sind.
Der gesegnete Monat Ramadan, in dem wir uns derzeit befinden, sollte uns helfen, diese zu lindern oder im Bestfall durch positive Regungen abzulösen, beispielsweise durch die Hoffnung auf bevorstehende Verbesserungen. Sagt nicht Allah der Erhabene im Qur´an: „Wahrlich, mit der Erschwernis kommt die Erleichterung“?
Allah ist aller Dinge mächtig, und wenn wir uns in diesen Tagen in unseren Bittgebeten an ihn wenden, so sollten wir dies mit Vertrauen und Zuversicht tun, dass er uns unsere Angelegenheiten erleichtertt. Imam al-Ghazali erklärt, der Gottesdienst aus Hoffnung sei besser als der Gottesdienst aus Furcht.
Und schließlich sollten wir uns stets daran erinnern, dass wir, die wir in diesem Land leben, die wir studieren oder studiert haben, die wir in relativer Sicherheit und Wohlstand leben, von unserem Schöpfer gegenüber einem großen Teil der Menschheit bevorzugt wurden. Dieser Gnade gegenüber nicht undankbar zu sein setzt auch voraus, unsere Mitmenschen, denen es schlechter geht als uns, nicht aus den Augen zu verlieren. Auch oder gerade in diesen Tagen sollte uns diese Maxime begleiten.
Wenn schon die gesellschaftlichen Diskurse und die mediale Berichterstattung seit Wochen und Monaten kaum Raum für andere Themen außer für das Corona-Virus bieten, liegt es in unserer Verantwortung, an die sonstigen Notlagen von Menschen in zum Teil weit entfernten Gebieten zu erinnern. Denn auch in diesen Tagen finden schwerste Unterdrückung und religiöse Verfolgung in Ostturkestan statt, und herrscht Krieg in Syrien und im Jemen. Geflüchtete in Lagern in Griechenland leben weiterhin unter katastrophalen und unwürdigen Bedingungen, nicht nur im Hinblick auf die Gefahr einer Virusinfektion.
Und natürlich gibt es auch in unserer unmittelbaren Nähe notleidende Menschen, die etwa auf der Straße leben müssen und schon lange vor der aktuellen Lage nicht nur in ihrer materiellen Versorgung sondern auch hinsichtlich der Achtung ihrer Menschenwürde Mangel und Herabsetzung erlebt haben und weiter erleben.
Auch wenn wir jetzt gerade im Hinblick auf Arbeit, Mobilität, Einkommen oder Sozialleben Einschränkungen und eine Verschlechterung unserer Lebensumstände erdulden, ändert es nichts an unseren Privilegien gegenüber dem Großteil der Menschheit. Seien wir unserem Schöpfer und Versorger dankbar dafür und verlieren wir unsere Geschwister in der Menschlichkeit, gleich wo sie leben, nicht aus dem Blick. So bestehen wir unsere eigene große Prüfung und dürfen hoffen auf Erleichterung und Gnade durch unseren Herrn.
In dieser Welt und in der Nächsten.
In diesem Sinne wünscht Euch der RAMSA weiter einen segensreichen Ramadan, einen gesegneten Freitag und ein schönes Wochenende.