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Stark sein

Kaan Orhon
28.04.2017

Bismillah
„Stark sein“ - Gedanke zum Freitag

Der Gesandte Allahs – Segen und Frieden auf ihm – sagte:

"Der Starke ist nicht derjenige, welcher andere niederringen kann. Vielmehr ist der Starke derjenige, welcher bei Zorn sich selbst beherrschen kann."
(Bukhari, Muslim)

Eine bekannte Überlieferung, der man oft begegnet. Und das aus gutem Grund. So sehr sich die materielle Welt auch wandelt und weiter entwickelt, das Wesen des Menschen bleibt doch immer dasselbe. Wie mit allen Überlieferungen, die die menschliche Natur betreffen, ist auch diese so unmittelbar bedeutend und gegenwertig wie zu Lebzeiten des Gesandten, Allahs Segen und Frieden auf ihm.

Wir haben nur neue Felder hinzugewonnen, auf die sie sich anwenden lässt. Das Internet gehört ob der Bedeutung, die es für das tägliche Leben der meisten von uns hat, natürlich dazu. Das Internet und viele seiner Facetten - E-Mail, Chat, Messengerdienste, Facebook etc. - bieten einen verführerischen Weg, dem eigenen Zorn freien Lauf zu lassen und seine Nutzung sollte dementsprechend mit einem besonders großen Maß an Selbstbeherrschung angegangen werden.

Unechte Namen, unechte Bilder, die Möglichkeit andere Personen wahlweise zu verfolgen oder zu blockieren und ein potentiell enormes Publikum, das man mit nur sehr geringer Mühe erreicht - ideale Bedingungen um dem Zorn Luft zu machen.

Ist dieser einmal entfesselt, vielleicht in scheinbar anonymer, für einen selbst sicherer Form, gerät man mitunter leicht auf einen steilen Abhang. Zorn wird zu Beleidigung, Verleumdung, Rufmord, Psychoterror, Aufruf zur Gewalt… ein Schritt nach dem anderen auf dem Weg in den Abgrund.

Möge Allah, der Barmherzige, der beste Erbarmer, uns davor bewahren, möge Er uns zu den Starken gehören lassen. Gerade nun, da die gesegnete Zeit des Ramadan wieder naht, ist das beherrschen des Zornes besonders wichtig.

Und spezifisch zum Thema Zorn und Internet sei noch eines erwähnt:

Unter den vielen Ratschlägen des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zur Beherrschung des Zorns findet sich auch die Aufforderung, die körperliche Position zu verändern:

„Wenn du im Stehen wütend wirst, setz dich! Wenn du im Sitzen wütend wirst, leg dich hin!“

Vielleicht kann man daraus ableiten – wenn man ob dessen, was man online liest oder sieht in Zorn gerät, sollte man seine Position verändern. Hände von der Tastatur, Telefon aus der Hand und einen Schritt hinaus aus der virtuellen Welt, bis wir den Zorn unter Kontrolle haben.

In diesem Sinne wünscht euch der RAMSA einen gesegneten Freitag und ein schönes Wochenende.

Heute von: Kaan Orhon, Islamwissenschaftler aus Göttingen und Mitglied des Ältestenrates