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Zurück zu den Wurzeln

Kaan Orhon
07.10.2016

Bismillah
Gedanke zum Freitag

Allah, der Erhabene, sagt in Seinem Buch in der ungefähren Übersetzung:

„In der Schöpfung der Himmel und der Erde und in dem Unterschied von Nacht und Tag liegen wahrlich Zeichen für diejenigen, die Verstand besitzen, die Allahs stehend, sitzend und auf der Seite (liegend) gedenken und über die Schöpfung der Himmel und der Erde nachdenken: „Unser Herr, Du hast (all) dies nicht umsonst erschaffen. Preis sei Dir!“

((Al-i-IImran: 190-191))

In einer Zeit immer komplexerer technologischer Entwicklungen, immer höherer Bauten, immer neuer spektakulärer Durchbrüche in den verschiedensten wissenschaftlichen Disziplinen tut es gut, hin und wieder innezuhalten und im Sinne der obigen Verse über die natürliche Welt nachzudenken. Etwas scheinbar so Einfaches wie eine Blume, der Regen oder der Flug der Vögel setzt all die Durchbrüche und Leistungen nicht nur der Muslime, sondern der Menschheit als Ganzes ins rechte Verhältnis. In den Jahrtausenden die schon vergangen sind und in allen, die vielleicht noch vor uns liegen, können wir niemals hoffen, etwas zu „schaffen“, das so komplex und so wundervoll ist wie das einfachste Lebewesen.

Diese Erkenntnis ist universell und kulturübergreifend, jeder Wahrheit-Suchende gelangt letztlich zu ihr. Der Philosoph und Hochschullehrer Arthur Schopenhauer drückte dies in einem ebenso einfachen wie eindrucksvollen Satz aus:

„Jeder dumme Junge kann einen Käfer zertreten. Aber alle Professoren der Welt können keinen herstellen.“

Wie viel Wissen wir auch erwerben, was wir auch erfinden um uns das Leben angenehmer und leichter zu machen – nur sie simpelste Änderung in dem allumfassenden natürlichen System das uns umgibt, und alles Leben würde unmöglich.

Nicht nur die angehenden Wissenschaftler und Forscher unter uns, sondern jeder Einzelne sollte die Welt um uns herum als Anlass für Demut und Verehrung unseres Herren nehmen. Doch diese Demut sollte unseren Wissensdrang nicht dämpfen, sondern im Gegenteil ihm Flügel verleihen, denn der Antrieb wahrer Wissenschaft ist nicht die Natur zu übertreffen sondern zu verstehen und wertzuschätzen. Das Nachdenken über und Beschäftigen mit der Schöpfung ist ein Gottesdienst für sich, der nicht nur unseren Intellekt, sondern auch unser Herz berührt. Oder wie es ein anderer großer Denker, der Philosoph und Dichter Muhammad Iqbal, formulierte:

„Der wissenschaftliche Beobachter der Natur gleicht dem mystischen Wahrheitssuchen im Akt des Gebets.“

In diesem Sinne wünscht euch der Vorstand des RAMSA einen gesegneten Freitag und ein schönes Wochenende.

Von: Kaan Orhon aus Göttingen, Islamwissenschaftler und Mitglied des Ältestenrates