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Internationale Studierende als Idealzuwanderer für den Verbleib in Deutschland gewinnen

02.12.2011

SVR-Forschungsbereich legt zu seinem Start eine Studie über Verbleibeabsichten internationaler Studierender vor. Fast die Hälfte der knapp 2.600 befragten internationalen Studierenden in Deutschland fühlt sich schlecht informiert über Bleibemöglichkeiten. Nur ein gutes Drittel der Befragten glaubt, dass internationale Studierende nach Abschluss ihres Studiums willkommen sind, in Deutschland zu arbeiten. Fast zwei Drittel würden nach Abschluss ihres Studiums in Deutschland bleiben, wenn es einfacher wäre, eine Aufenthaltsgenehmigung zu erhalten. SVR-Forschungsbereich empfiehlt bessere Information und erleichterten Übergang vom Studium in den Arbeitsmarkt.

Berlin, den 29. November 2011. Zum Start des Forschungsbereichs des Sachverständigenrats deutscher Stiftungen für Integration und Migration sind heute erste Ergebnisse eines Forschungsprojekts über die Verbleibeabsichten internationaler Studierender in Deutschland veröffentlicht worden. Die Befragung von knapp 2.600 Studierenden von Master- oder Promotionsstudiengängen zeigt den hohen Stellenwert, den ein Verbleib im Studienland nach dem Abschluss hat: Für über die Hälfte der Befragten (52,9 %) ist dies ein wichtiges oder sehr wichtiges Kriterium für die Wahl des Studienlandes. Doch trotz vergleichsweise liberaler Regelungen in Deutschland fällt die Einschätzung der befragten internationalen Studierenden in Deutschland hinsichtlich der tatsächlichen Bleibemöglichkeiten negativ aus. Nur ein gutes Drittel (36,5 %) glaubt, dass internationale Studierende nach Abschluss ihres Studiums willkommen sind, in Deutschland zu arbeiten. Fast ein Drittel (27 %) hat den Eindruck, dass internationale Absolventen nach ihrem Studium in Deutschland nicht willkommen seien. Zudem vermissen viele Studierende konkrete Informationen zu den rechtlichen Möglichkeiten, nach dem Abschluss in Deutschland zu bleiben. Fast 50 Prozent fühlen sich „schlecht“ oder „gar nicht“ informiert. Ein Drittel fühlt sich „etwas informiert“. Nur 16 Prozent fühlen sich über die rechtlichen Regelungen „gut“ oder „sehr gut“ informiert.

„Internationale Studierende nehmen Deutschland immer noch als ein Land mit relativ strengen Einwanderungsbestimmungen wahr, obwohl die Regelungen 2005 und 2007 liberalisiert worden sind“, erläuterte Dr. Gunilla Fincke, Direktorin des SVR-Forschungsbereichs. Die neuen Regelungen seien offenbar noch zu wenig bekannt. Es fehle auch an einem klaren Signal des Willkommens. Bemerkenswert ist: Je besser sich die internationalen Studierenden informiert fühlen, umso positiver schätzen sie die rechtlichen Rahmenbedingungen für den Verbleib ein. Die persönlichen Chancen, nach dem Studium einen der Qualifikation entsprechenden Job zu finden, schätzen die Befragten optimistisch ein: Knapp die Hälfte (48,8 %) bejahen dies, nur 21,9 Prozent sind pessimistisch. Das Interesse, einen Job in Deutschland zu suchen, ist groß: 61 Prozent würden nach dem Abschluss ihres Studiums in Deutschland bleiben, wenn es einfacher wäre, eine Aufenthaltsgenehmigung zu erhalten. Das spricht für die Attraktivität Deutschlands.

„Die Chancen, internationale Studierende für den Verbleib in Deutschland zu gewinnen sind gut. Um diese Chance nicht zu verschenken, müssen wir Hürden beseitigen“, so Dr. Gunilla Fincke. Notwendig seien verbesserte Informationsmöglichkeiten wie z.B. ein zentrales Online-Informationsportal, das auf internationale Studierende und junge Absolventen aus Drittländern zugeschnitten sei. Zudem müssten Hürden wie stark eingeschränkte Arbeitszeiten und daraus resultierende zu geringe Verdienstmöglichkeiten im ersten Jahr der Arbeitsuche nach dem Studienabschluss beseitigt werden, forderte Fincke. „Internationale Studierende sind jung, gut ausgebildet, sprechen in der Regel schon gut Deutsch und sind mit Land und Leuten vertraut  – sie sind Idealzuwanderer“, sagte Fincke. „Deutschland sollte – im eigenen Interesse - ein deutliches Signal des Willkommens senden. Internationale Absolventen können ein großer Gewinn für Deutschland sein, gerade angesichts des sich verschärfenden Fachkräftemangels.“

Das Forschungsprojekt Value Migration zu internationalen Studierenden ist als vergleichende Untersuchung der fünf EU-Mitgliedstaaten Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Schweden und Niederlande angelegt. Die Ergebnisse der Befragung in den EU-Staaten werden im Frühjahr 2012 veröffentlicht. Die Studie wird in Kooperation mit der Migration Policy Group (MPG) durchgeführt und von der Stiftung Mercator gefördert.

Über den Forschungsbereich des Sachverständigenrats

Der Forschungsbereich des Sachverständigenrats führt eigenständige, anwendungsorientierte Forschungsprojekte zu den Themenbereichen Integration und Migration durch. Die projektbasierten Studien widmen sich neu aufkommenden Entwicklungen und Fragestellungen. Ein Schwerpunkt der Forschungsvorhaben liegt auf dem Themenfeld Bildung. Der SVR-Forschungsbereich ergänzt die Arbeit des Sachverständigenrats. Die Grundfinanzierung wird von der Stiftung Mercator getragen.

Der Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration geht auf eine Initiative der Stiftung Mercator und der VolkswagenStiftung zurück. Ihr gehören weitere sechs Stiftungen an: Bertelsmann Stiftung, Freudenberg Stiftung, Gemeinnützige Hertie-Stiftung, Körber-Stiftung, Vodafone Stiftung und ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius. Der Sachverständigenrat ist ein unabhängiges und gemeinnütziges Beobachtungs-, Bewertungs- und Beratungsgremium, das zu integrations- und migrationspolitischen Themen Stellung bezieht und handlungsorientierte Politikberatung anbietet.