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RAMSA ruft Wettbewerb der Buchempfehlungen aus

13.05.2013

„Strebt nach Wissen, auch wenn es in China ist“, so ein beliebter Ausspruch, der dem Propheten Muhammad (s.a.v.) zugeschrieben wird. Wenn auch die Authentizität dieses Diktums eher bezweifelt werden darf, gibt es hinsichtlich der Bedeutung und Relevanz seines Inhalts eine weitgehende Einhelligkeit. Doch raubt uns der Luxus an immer kürzeren Wegen zum Wissen nicht die sinnbildliche Reise- und Abenteuerlust? Erlahmt die Magnetkraft des inneren Kompasses auf der Suche nach Wissen und Weisheit nicht, wenn sich allerlei Informationen von allen Seiten aufdrängen? Sinkt die Wertschätzung von Wissen, etwa in Form von Büchern, das vielmehr den Weg zu uns sucht?  

Der allmähliche Übergang von einer oralen Tradition zu einer Schriftkultur war fließend, und doch nie endgültig aufhebend. Der Muslimen vertraute Imperativ "Iqrāʾ" markierte einen Meilenstein in ihrer Entwicklung. Er setzte ein gewisses Verständnis von "Schrift" voraus, genauer: der Schrift. Aus der Lese- wurde eine Bildungs- und Erkenntnispflicht, die sich gleichsam materiell ausdrückte und kulturelle Blüten entfaltete. Bereits vor der revolutionären Erfindung Gutenbergs kam es zwischen dem siebten und dem frühen zehnten Jahrhundert in der islamischen Welt durch ein neues Medium - dem Papier - zu einem rapiden Anstieg an Büchermärkten (aswāq al-warrāqīn), ein in der Weltgeschichte zuvor ungekannter Bücher-Boom[1]. Die diesen Kulturen zugrunde liegende Bücherfreude scheint etwa in dem "Lob des Buches" auf, einem Kapitel aus der Feder des schöngeistigen Literaten al-Ǧāhiz (gest. 255/868). Das recht neue Produkt preisend erklärt er:

Wen sonst hast du als Abendgesellschafter, der dich nicht bei einer Tätigkeit stört, nicht ruft, während du beschäftigt bist, nicht nötigt, ihm schönzutun, noch dich von ihm rügen zu lassen? Wer besucht dich, wenn du es willst, zweimal hintereinander, stellt sich fünfmal bei dir ein? Haftet, wenn du es willst, an dir wie dein Schatten und ist wie ein Stück von dir? (...)

Das Buch ist der Gefährte, der dich nicht lobt, der Freund, der dich nicht hintergeht, der Kamerad, der dich nicht langweilt, der Bittsteller, der dich nicht bedrängt, der Nachbar, der dir nicht Säumigkeit vorhält, der Begleiter, der dir nicht deine Habe durch Schmeichelei abspenstig machen will, nicht versucht, dich durch List zu umgarnen, durch Heuchelei zu betrügen oder durch Lügen zu täuschen.

Es ist das Buch, das je länger du hineinblickst, deinen Genuss vermehrt, deinen Geist schärft und deine Zunge löst, dein Ausdrucksvermögen verbessert und dein Vokabular erweitert, das deine Seele ermuntert und deinen Leib erquickt, dir die Hochachtung des Volkes und die Freundschaft der Mächtigen einbringt. Durch es erfährst Du in einem Monat, was du aus dem Mund der Leute in Jahren nicht erfährst. (...)

Es ist der Lehrer, der dich, wenn du ihn brauchst, nicht im Stich läßt und dir, wenn du eine Lektion mit ihm abbrichst, seinen Nutzen nicht abbricht. (...) Wir wissen, daß das Beste, womit Müßige ihre Tage und Freunde von Heiterkeit und Unterhaltung ihre Nächte verbringen, das Buch ist."[2]

 

Doch das neue Medium schien ebenso ambivalent. Einige Mystiker entsagten demonstrativ den Büchern und in Anlehnung an frühere Weisheiten[3] kam es zu Warnungen vor dem "zu viel des Guten"[4]. So wurde an jenen Tagen schon bald ernsthaft und vermutlich zu Recht darüber diskutiert, ob es denn nicht zu viele Bücher gibt, von denen die meisten unnütz sind und wertvolle Zeit rauben. Offenbar haben solcherlei Fragen bis heute an Aktualität nichts eingebüßt. Im Gegenteil: Die digitalisierte Informationsflut reist um sich und ruft nicht nur bei Kulturpessimisten so manches Unbehagen hervor[5]. Neben einer Folge ihrer Verwüstungen, der sog. "Digitalen Demenz", kommt hinzu, dass auch das materielle Buch betreffend wir in einer Zeit leben, in der immer mehr Bücher von immer weniger Menschen gelesen werden[6].

Wenn die Frage, ob sich diese Gegebenheiten als Fluch oder als Segen erweisen werden, zumindest anteilig auch davon abhängen soll, wie wir als Nutzer konkret mit dieser Masse an Büchern und Informationen umzugehen wollen, so ist einmal mehr der Gedanke verlockend vom Motto des Rates muslimischer Studierender & Akademiker effizient Gebrauch zu machen: Gebündelte Kompetenz! Dieses Mal in Form von Beurteilungskompetenzen, die anhand von Buchempfehlungen innerhalb eines Wettbewerbs zu einer virtuellen Auslese von Werken zusammenfließen, und sich zu einer Oase der Ruhe, Kraft und Tiefe staut, aus der Dürstende schöpfen können.

Ab dem 23.4.2013, dem Welttag des Buches der UNESCO[7] also, haben Bibliophile und alle Interessierten die Gelegenheit eine Buchempfehlung zu geben. Willkommen sind Bücher aus allen erdenklichen Bereichen, ältere wie neue, sowie allen Typs; von Sachbüchern über Romane bis zu der sog. schöngeistigen Literatur. Maßgeblich ist allein, dass es sich um eine Lektüre handelt, welche bei Leserin und Leser einen bleibenden Ein-druck [sic] hinterlassen hat und daher nur zu gerne weiter empfohlen wird. Idealerweise wären das solche Bücher, zu denen, um mit Umberto Eco zu sprechen, ein buchstäbliches „Liebesverhältnis“[8] gepflegt wird. Und bekanntlich erreicht, was von Herzen kommt, weitere Herzen.

Den ersten fünf Plätzen winken Preise im Wert von jeweils 30 bis 100 €. Der Wettbewerb-Charakter soll der Anregung dienen. Jede einzelne Buchempfehlung trägt zu dem oben beschriebenen gemeinsamen Ziel bei. Daher ist es erwünscht diese Ausschreibung bekannt zu machen. 

Bei der sorgsamen Auswahl, dem Nachlesen und Aufspüren wünschen wir viel Freude! 

Bacem Dziri

Präsident des Rats muslimischer Studierender & Akademiker

 

[1] Chase F. Robinson, Islamic Historiography, Cambridge 2003, S. 7.

[2] Johann Christoph Bürgel, Tausendundeine Welt. Klassische arabische Literatur, München 2007, S. 331, mit leichten Veränderungen in der Übersetzung.

[3] So im Buch Kohelet 12/12 etwa: "Im Übrigen, mein Sohn, laß dich warnen! Es nimmt kein Ende mit dem vielen Bücherschreiben, und viel Studieren ermüdet den Leib".

[4] Vgl. Franz Rosenthal, Of Making Many Books There Is No End: The Classical Muslim View, S. 33 ff, in: George N. Atiyeh (Hg.): The Book in the Islamic World. The Written Word and Communication in the Middle East, New York 1995.

[5] Jeannette Hofmann, Digitale Unterwanderungen: Der Wandel im Innern des Wissens, S. 3-6, in: Aus Politik und Zeitgeschichte. Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament, B 36, 2001. 

[6] Vgl. Michael Braun, Keine Zeit, Kitsch zu lesen. Trendbericht Frankfurter Buchmesse 2012, S. 67, in: Die Politische Meinung, Osnabrück 2012, Jg. 57.

[7] Siehe: http: www.welttag-des-buches.de.

[8] Umberto Eco, Die Kunst des Bücherliebens, München 2011, S. 17.

 

Ablauf und Regeln des Wettbewerbs   

Wie stelle ich das Buch vor?

Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Bücher-Wettbewerb stellen ein Buch (Autor, Titel und Jahr) vor, in dem sie entweder einige Zeilen dazu schreiben, und/oder ein Zitat aus dem Buch auswählen und auf der Facebook-Seite des RAMSA (https://www.facebook.com/RAMSA) im dazugehörigen und erkenntlichen Eintrag präsentieren. Pro Person darf nur ein Buch vorgestellt werden.

Bis wann kann ich ein Buch vorstellen und wie lang darf meine Vorstellung sein? 

Die Länge eines Beitrags kann so lang sein, wie es ein Posting zulässt. Der Wettbewerb endet nach zwei Wochen, also am 14.5.2013 um 24:00 Uhr. Die Gewinner werden am 15.5.2013 verkündet. 

Gibt es eine Jury?

Die Bewertung der Empfehlungen erfolgt durch die Anzahl von "Gefällt mir"-Marken und wird allen Personen überlassen, die auf der Facebook-Seite des RAMSA präsent sind. Diese haben die Möglichkeit positive Bewertungen so oft abzugeben, wie sie möchten. Bei Gleichstand lost der RAMSA Gewinnerin oder Gewinner aus.

Was tue ich, wenn ich nicht im Facebook bin?

Für TeilnehmerInnen, die nicht im Facebook sind und trotzdem teilnehmen wollen, gibt es die Möglichkeit, dass sie ihre Empfehlung an den RAMSA (info@ramsa-deutschland.org) senden, und dieser in ihrem Namen die Buch-Empfehlung veröffentlicht.

Wann soll ich anfangen?

Der Anfang ist längst gemacht... 

Bei weiteren Fragen wendet euch bitte an: info@ramsa-deutschland.org

Gewinnpreise

Dank der Unterstützung muslimischer Buchhändler und Verlage, haben wir die Gelegenheit bekommen lukrative Preise zu vergeben. Ihnen allen sei für der Förderung der Lesekultur herzlich gedankt. Und dies sind die Preise:

1. Platz: Ein Büchergutschein beim Spohr Verlag im Wert von 100 €

2. Platz: Ein Bücherpaket der Basari Buchhandlung im Wert von 53,50 €

3. Platz: Die Gärten der Tugendhaften (2 Bände) vom Iqra Verlag im Wert von 48,00 €

4. Platz: Ein Büchergutschein bei Stilus Store im Wert von 40 €

5. Platz: Ein Büchergutschein bei Islamische Bücher im Wert von 30 €