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„Verfassungspatriot und gläubiger Muslim – das ist kein Widerspruch“

30.12.2012

Nach fünf Vorträgen in den Hörsälen der Universität Heidelberg und zwei Moscheebesuchen im Industriegebiet Heidelbergs, fand am Mittwoch, den 12. Dezember 2012 die letzte Veranstaltung im Rahmen der III. Heidelberger Islamwochen statt. Das Interreligiöse Gespräch mit Vertretern der drei Weltreligionen, Rabbiner Janusz Pawelczyk-Kissin, Pfarrer Anselm Friederich-Schwieger und Islamwissenschaftler Elhakam Sukhni, M.A., regte zum Nachdenken über Religionsfreiheit und Politik an.

Es stellt sich die Frage, ob denn die III. Heidelberger Islamwochen nun dazu beitrug, dass der verborgene und unbekannte Islam transparenter für über den Islam unkundige geworden ist.

Ein Resümee:

„Nach Gesprächen mit Besucherinnen und Besuchern unserer III. Heidelberger Islamwochen habe ich gemerkt, dass es ganz gut war, die Referenten frei wählen zu lassen, ob sie einen wissenschaftlichen Vortrag halten möchten, oder einen eher spirituelleren, so wie es bei dem über das Leben des Propheten Muhammad (sav) war. Das macht das Programm spannender und bunter.“, stellt eine Engagierte aus der Muslimischen Studierendengruppe der Universität Heidelberg fest. „Die Evaluationsbögen werden es noch einmal handfester zeigen, was für die kommenden Jahre noch verbessert werden kann und muss, aber auch worin die Vorteile in solch einer Vortragsreihe über den Islam bestehen.“, fügt sie hinzu.
Das Programm bestand aus vielfältigen, auch zum Teil umstrittenen Themen wie das Leben mit der Scharia, Al-Andalus – Geschichte einer muslimisch-europäischen Tradition, vorgetragen von Bacem Dziri und dem Thema Muslime im säkularen Rechtsstaat.

Besonders der Vortrag zum Letzteren von Dr. Cefli Ademi machte deutlich, dass der Islam grundsätzlich nicht im Gegensatz zu den Zielen des säkularen demokratischen Rechtsstaat steht. In der von Rauf Ceylan herausgegebenen Reihe für Osnabrücker Islamstudien zum Thema Islam und Diaspora. Analysen zum muslimischen Leben in Deutschland aus historischer, rechtlicher sowie migrations- und religionssoziologischer Perspektive (siehe hier) ist der Vortrag Ademis in Form eines Aufsatzes ab Seite 123 wiederzufinden. „Deutsch-europäischen Muslimen - zu denen sich Cefli zählt - wurde der freiheitlich säkulare Rechtsstaat in die Wiege gelegt. Sie sind mithin ein europäisch sozialisierter Teil dieser Staatskultur und leben wie selbstverständlich in und mit ihr; ein entscheidender Umstand, den es immer wieder zu betonen gilt. Der säkulare Rechtsstaat kann im gegenwärtigen Vergleich mit Recht als Erfolgsmodell bezeichnet werden.“, so der Jurist Ademi. Seine Worte „Ich bin Verfassungspatriot und gläubiger Muslim – das ist kein Widerspruch”, fügt er am Ende der Fragestunde hinzu.

„Ganz gleich, aus welcher Kultur wir kommen, welchen Glauben und Hautfarbe wir haben und ganz gleich, wie unterschiedlich wir dem Anschein nach sind, wir leben in einer Gesellschaft zusammen.
Wir können unser gemeinsames Leben durch mehr Toleranz, Mitgefühl und gegenseitigen Respekt bereichern und daher wünsche ich der Heidelberger Islamwoche viel Zuspruch und Erfolg.“, waren die Wünsche des Bürgermeisters für Kultur- und Chancengleichheit der Stadt Heidelberg Wolfgang Erichson vor Beginn der Islamwochen Heidelbergs. „Die bekamen wir: Zuspruch und Erfolg.“, resümiert ein Vorstandsmitglied der MSG Heidelberg.

 

Von: Elifcansu Güler, Vorstandsmitglied der MSG Heidelberg