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RAMSA Bundeskongress 2019 - Aufbruch statt Abbruch - Bericht
Bundeskongress 2019
Aufbruch statt Abbruch – Religiöse Werte in einer pluralen Gesellschaft
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Vom 14. Bis 15. Dezember fanden sich MultiplikatorInnen aus dem Bereich muslimischer Hochschulgruppenarbeit und Partner aus dem interreligiösen und wissenschaftlichen Bereich auf Einladung des RAMSA e.V. in Köln zu dessen Bundeskongress 2019 zusammen. Der Kongress bot den teilgebenden Studierenden und AkademikerInnen unter dem Motto „Aufbruch statt Abbruch“ eine willkommene Gelegenheit, sich bundesweit mit alten und neuen Gesichtern aus dem Netzwerk zu vernetzen und vorab Projekte, die der RAMSA 2020 anpackt kennenzulernen. Großen Jubel gab es, als festgestellt wurde, dass 23 Hochschulgruppen aus dem gesamten Bundesgebiet VertreterInnen zum Kongress entsandt hatten.
Feierlicher Abschied vom Projekt „Zukunft leben!“, gefördert im Rahmen des Bundesprogramms Demokratie leben!
Nach 4 Jahren intensiver Demokratieförderung wurde „Zukunft bilden!“ feierlich verabschiedet. Doch auf diesem Abschied baute die neue Aufbruchstimmung auf, denn all die Skills, die sich unsere jungen MultiplikatorInnen während der letzten Jahre angeeignet hatten, sollten sich natürlich in den neuen Aufgabenfeldern voll entfalten.
Mehtap Kuzu, Vize-Präsidentin des RAMSA e.V. bot zunächst eine Rückschau auf „Zukunft bilden!“, welche sie mit einem zusammenfassenden Video abschloss, damit auch die neuen Teilnehmenden sich einen Überblick über die Projektarbeit des RAMSA in den vergangenen Jahren verschaffen konnten.
Hier war nach der herzlichen und sinnstiftenden Begrüßung durch den RAMSA Präsidenten Kaan Orhon auch genügend Gelegenheit sich bei den Förderern, dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, der Robert Bosch Stiftung und der Stiftung Mercator zu bedanken.
Zwei neue Kooperationsprojekte im Jahr 2020
„Studieren ohne Sorge?! (SOS) – Muslimische Hochschulseelsorge mitdenken
Das erste Projekt ist ein Kooperationsprojekt, gewilligt von der Akademie für Islam in Wissenschaft und Gesellschaft (AIWG). Hierbei wird Bacem Dziri, Wissenschaftlicher im Bereich Islamische Theologie die Expertise des RAMSA e.V. im Bereich Hochschule, Bedarfe muslimischer Studierender und Akademiker und Seelsorge gemeinsam mit Verantwortungsträgern aus dem Verein, wie dem Präsidenten Kaan Orhon bearbeiten und erforschen. Ziel des Projekts ist die Ausrichtung eines Expertenworkshops und die Publikation eines Diskussionspapiers zu der Thematik muslimische Hochschulseelsorge. Die Idee, die dem Projekt zugrunde liegt, hatte vor Jahren Bacem Dziri, Mitarbeiter am Institut für Islamische Theologie Osnabrück entwickelt. Er wird das aktuelle Projekt führen. AkademikerInnen oder Studierende aus dem RAMSA Netzwerk, die sich mit Fragen der Seelsorge oder Sozialer Jugendarbeit/junge Erwachsene im Spektrum Islam (auch juristisch, psychologisch oder anders-interdisziplinär) befasst haben können sich gerne beim RAMSA e.V. melden.
#BeInterNett – Hatespeech begegnen
Das zweite Kooperationsprojekt ist die Weiterführung des bereits 2019 gestarteten Projekts „#BeInterNett“, zwischen Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V., jugendschutz.net und RAMSA e.V. , gefördert von der Bundeszentrale für politische Bildung. Die Projektmitarbeiterinnen werden bis zum Ende des Jahres gemeinsam mit Studierenden aus dem gesamten Bundesgebiet ein niedrigschwelliges Workshop Angebot entwickeln zu Umgang mit Hatespeech im Internet, insbesondere aus dem antimuslimischen oder religiös begründeten extremistischen Bereich. Die entwickelten Workshops werden dann im Rahmen einer Coach-Ausbildung Studierenden an die Hand gereicht, die wiederum Peers Trainings anbieten können. Studierende und AkademikerInnen, die sich an der Mitgestaltung der Workshops und der Coach Ausbildung beteiligen möchten, können sich unter beinternett@ramsa-ev.de informieren.
„Zwischen Leistung und Leitung – Ehrenamtler*Innen unter Erwartungs- und Leistungsdruck“
Bei heute so viel Informationen, Aufgabenfeldern und Druck, sei es gesellschaftlich, universitär oder familiär, ist es oftmals schwierig für Studierende noch den Überblick zu behalten, Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden und nicht schnurstracks ins Burnout zu stürzen. Dieser Problematik bewusst, führte Dr. Souheil Thabti, akademischer Beirat des RAMSA e.V., ein Training mit den Teilnehmenden durch, um Ihnen sehr sanft und empathisch bewusst zu machen, was Außenerwartungen mit einem machen können und wie man sich erst auf Kurs bringen, dann erden und die eigenen Prioritäten, auch im Hinblick auf muslimische Werte, setzen und priorisieren kann, damit man am Ende nicht zu Schaden kommt, weil man anderen etwas Gutes zu tun beabsichtigte. Stichwort: Self care!
Abendprogramm und innere Einkehr
Während der Großteil der Teilnehmenden sich zu einem Spaziergang an den Rhein aufmachte, wurde vom Orga-Team die feierliche Übergabe der RAMSA-Akademie-Zertifikate vorbereitet. Es war sehr erfreulich zu sehen, dass die MutliplikatorInnen, die in den letzten Jahren am RAMSA-Akademieprogramm regelmäßig teilgenommen hatten, ihren Platz in der Organisation gefunden und zahlreiche grundwichtige Aufgaben übernommen hatten. Die freudige Stimmung führten wir dann mit dem Künstler Tayfun Guttstadt in eine andächtige, der mit seiner Ney unterschiedliche Musiktraditionen vorstellte. Abgerundet wurde der Abend mit einem experimentellen stillen Dhikr (rituelles Gedenken Allahs) auf freiwilliger Basis unter Ney-begleitung.
Positionspapiere des RAMSA e.V.
Am Sonntag stellte RAMSA e.V. zwei neue Positionspapiere und deren Entstehung vor, die man unter „Grundsatzhaltung“ auf der RAMSA Homepage abrufen kann. Beide Papiere können von muslimischen Hochschulgruppen an ihren eigenen Standorten angewandt werden. Für Details zum weiteren Prozedere kann man sich an info@ramsa-ev.de wenden.
Im Anschluss waren zwei Panels als Programmpunkte angesetzt.
Panel zu „Veranwortung von Studierenden und AkademikerInnen“
Dieses Panel war mit einflussreichen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens und der Wissenschaft im Bereich Hochschule und Gesellschaft besetzt. Dr. Raida Chbib, Geschäftsführerin der AIWG, hielt einen Impuls zum zivilgesellschaftlichen Engagement von MuslimInnen und stellte eindrücklich heraus, dass sehr viele MuslimInnen ehrenamtlich tätig sein, aber es noch der Vernetzung und guten öffentlichkeitswirksamen Tools ermangle. Bacem Dziri, erster Altpräsident des RAMSA e.V. und Islamwissenschaftler diskutierte in seinem Impuls „Bildungsideale statt Aktivismus“ aktuelle Fragen rund um „Adab“. Unter welchen Voraussetzungen und in welcher Form und unter welchen Maßstäben ist Aktivismus angebracht, wann ist manchmal ein Schweigen sogar lauter und effektiver? Wann gilt Aktivismus als ästhetisch und schön im islamischen Sinne? Hakan Tosuner, Geschäftsführer des Avicenna-Studienwerks stellte während seines Impulses „Entwicklung und Herausforderungen des Avicenna-Studienwerks“ das Bildungswerk vor. Den Teilnehmenden wurde anschaulich aufgeführt, wo ihre Teilhabemöglichkeiten im Rahmen des Studienwerks sind und was die Hochschulgruppen bereits beigetragen haben und beitragen könnten. In der anschließenden Diskussion wurden den teilweise noch sehr jungen Studierenden wichtige Impulse und Nasihat (gute Empfehlungen) für ihr Studien- und kommendes Berufsleben gegeben. Insbesondere die Möglichkeit sich mit diesen Personen und deren Institutionen im Rahmen des Kongresses so eng zu vernetzen, wurde von den Teilnehmenden als sehr bereichernd beschrieben.
Panel „Interreligiöser Austausch zur Verantwortung jüdischer, christlicher und muslimischer Hochschulgruppen“
Das letzte Panel war ebenfalls eines der Highlights des Bundeskongresses, da führende VertreterInnen der christlichen und jüdischen Hochschulgruppen sich gemeinsam mit Präsident Kaan Orhon austauschen konnten und den einzelnen Hochschulgruppen teilweise das erste Mal die sehr enge und seit Jahren andauernde Zusammenarbeit auf Bundesebene bewusst wurde. Benjamin Fischer, Gründungspräsident der Jüdischen Studierenden Union Deutschland und ehemaliger Präsident der European Union of Jewish Students schaltete sich per Skype live in die Konferenz hinzu und sprach ein sehr eindrucksvolles und wertschätzendes Plädoyer für mehr jüdisch-muslimische Coalition-building Arbeit, die er 2020 verstärkt mit RAMSA und einzelnen Hochschulgruppen andenken möchte. Kilian Clemens und Anette Klinke von der Bundes KHG und Bundes ESG stellten eindrücklich die Struktur der jeweiligen christlichen Hochschulgruppen, deren Untergruppen, Wohnheime und Hilfsfonds vor. Sie machten deutlich wie gut organisiert und verwurzelt die Gruppen an den Unis sind, je nach Universität sich aber auch Konfliktfelder und Spannungen aufzeigen, weil Religiosität immer mehr in Frage gestellt werden kann. Für die Studierenden war dies ein sehr interessanter Einblick in das, was alles noch gehen kann und machte ihnen Lust auf stärkere interreligiöse Zusammenarbeit auf lokaler Basis.
Nach einem gelungenen Comedyprogramm mit viel innermuslimischer Selbstkritik und Reflexion beendete Präsident Kaan Orhon den Bundeskongress, der tatsächlich mit einer beispielslosen Aufbruchsstimmung endete und neugierig auf 2020 machte.
Mögen unsere Taten als Gute angenommen werden und das nächste Jahr voller Lehren und guten Erfahrungen sein. Wir bedanken uns erneut bei den Förderern sehr herzlich, ohne die dies alles nicht in dieser Form gelingen konnte.
Wir danken dem einzigartigen Orga-Team, welches eine besonders herzliche und wertschätzende Atmosphäre erwirkt hat, der ausgezeichneten Kinderbetreuung, die Eltern einen Kurzurlaub bescherte und dem Vorstand für ihr unermüdliches Wirken als Lokomotiven!
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