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„Mit dem Herzen in der Moschee“ – Gedanke zum Freitag

Kaan Orhon
25.12.2020

Bismillah

„Mit dem Herzen in der Moschee“ – Gedanke zum Freitag

Der Gesandte Allahs – Segen und Frieden auf ihm sagte:

„Es gibt sieben, denen Allâh Schatten gewähren wird an dem Tag, an dem es keinen Schatten gibt außer Seinem Schatten: ein gerechter Herrscher, ein Jugendlicher, der in der Anbetung Allâhs, des Erhabenen und Majestätischen aufwuchs; ein Mann, dessen Herz an den Moscheen hing, zwei Menschen, die einander für Allâhs Wohlgefallen liebten, sich deshalb trafen und sich deshalb verließen; ein Mann, der von einer hübschen und angesehenen Frau (zum illegalen Geschlechtsverkehr) verführt wurde, jedoch sagte: „Ich fürchte Allâh“; ein Mann, der so spendete und es derart verbarg, dass seine linke Hand nicht wusste, was seine rechte Hand spendete; und ein Mann, der Allâhs im Stillen gedachte und dessen Augen deshalb tränten.“ (Bukhârî und Muslim)

Wie schon seit Wochen erwartet befinden wir uns nun wieder in einer neuen Phase einschneidender Einschränkungen des öffentlichen Lebens, um der Ausbreitung der Pandemie entgegen zu wirken.

Was ab wann und wie lange schließen muss und was unter welchen Bedingungen offenbleiben kann, wurde lange diskutiert. Gläubige hofften aber überall in Deutschland, dass Gotteshäuser nicht noch einmal schließen müssen. Aber auch dann, oder gerade dann, sollten wir die aktuelle Lage zum Anlass nehmen, uns wenn möglich stärker denn je um die Belange der Moscheen zu kümmern.

Viele Moscheen mussten in diesem Jahr starke finanzielle Verluste verkraften: ein Einbruch von Spenden, die sonst etwa nach den Freitagsgebeten oder im Ramadan erhalten werden. Oder die Einkünfte aus den an Moschee angeschlossenen Läden, dem Verkauf von Büchern, oder von Lebensmitteln und Getränken auf einem Gemeindefest oder ähnlichem.

Und da viele Menschen in den Gemeinden auch selbst mit finanziellen Belastungen zurechtkommen müssen, wirkt sich die Pandemie auf das Spendenaufkommen unter Umständen noch sehr lange nachteilig aus, auch wenn die Moscheen wieder offen sind. Jeder, der am Gemeindeleben der Moschee teilnimmt, sollte sich fragen, wie man in dieser Zeit und erst recht im Angesicht möglicher weiterer Einschränkungen, seine Moschee unterstützen kann.

Das bezieht sich nicht allein auf finanzielle Unterstützung. Landauf, landab haben in diesem Jahr Unternehmen, Schulen, Universitäten und Vereine wie auch wir als RAMSA zum Beispiel versucht, unseren regulären Betrieb wo möglich durch virtuelle Angebote zu ersetzen oder zu ergänzen. Wer in diesen Angelegenheiten bewandert ist, kann sein Wissen und seine Fähigkeiten auch seiner oder ihrer Moschee zur Verfügung stellen, wo sie unter Umständen auch gebraucht werden. Angebote der Moscheen wie Unterrichte oder Vorträge auf solche Formate umzustellen, kann den Moscheen helfen, weiter für ihre Gemeinde da zu sein und weiter die wichtige Rolle im Leben der Menschen einzunehmen, die sie haben sollte.

Abschließend soll noch nicht unerwähnt bleiben, dass es Menschen gibt, die auch nachdem die Moscheen wieder öffnen konnten, den Gebeten aus Sorge fernbleiben. Etwa weil sie selbst einer Risikogruppe angehören oder sich beruflich oder privat um Menschen kümmern, die einer solchen angehören. Bedauerlicherweise verleitet dies manche Menschen zu Aussagen wie: „Die fahren U-Bahn um zur Arbeit zu kommen, aber sie gehen nicht in die Moschee.“ Solche Aussagen sind verachtenswert. Es sind schwierige und belastende Zeiten, die wir durchleben und wir haben unseren Mitmenschen nichts zu beweisen.

Die Moschee dient jetzt nicht anders als zu allen anderen Zeiten als Zentrum unserer Anbetung und Verehrung Allahs, unseres liebenden und gerechten Schöpfers. Doch diese Anbetung beschränkt sich nicht auf die Moschee als Gebäude oder Institution, sondern ist an jedem Ort, zu jeder Zeit und in jeder Lage möglich und nötig.

Wichtig ist, dass unsere Herzen wahrhaft an der Moschee hängen und dass, auch wenn wir nicht in ihr präsent sein können, die Moschee doch in uns präsent ist. Dann wird uns hoffentlich an jenem gewaltigen Tag, der alle Ereignisse und Widrigkeiten des Diesseits verblassen lässt, ihr Schutz zu teil.

In diesem Sinne wünscht Euch der RAMSA einen gesegneten Freitag und ein schönes Wochenende.