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„Antimuslimischer Rassismus: Eine Tatsache, die tötet“ – Gedanke zum Freitag

Kaan Orhon
23.10.2020

Bismillah

„Antimuslimischer Rassismus: Eine Tatsache, die tötet“ – Gedanke zum Freitag

Es erscheint absurd, immer wieder ausbreiten zu müssen, dass antimuslimischer Rassismus existiert und Ursache und Motivation von Terror und Mord ist. Man könnte meinen, die Anschläge auf Moscheen in Quebec, London, Bærum, Christchurch und einer ganzen Reihe anderer Städte in den letzten Jahren, die anti-muslimisch motivierten Messermorde in Leipzig, Portland, Birmingham und so viele, viele andere terroristische Gewalttaten bis zurück zu den Anschlägen von Oslo und Utøya seien hinreichendes Zeugnis.

Aber weit gefehlt.

Noch immer wird von rassistischen Hetzmedien im Internet bis hinein in die Kommentarbereiche seriöser Presse immer wieder die menschenverachtende Behauptung verbreitet, das Konzept „anti-muslimischer Rassismus“ wie vorher „Islamophobie“ seien „islamistische Kampfbegriffe“, die dazu dienten, „legitime Kritik“ am Islam zu unterdrücken.
Wahlweise iranische Mullahs oder Muslimbrüder hätten die Begriffe ersonnen als Teil ihres Kampfes für die fiktive „Islamisierung des Abendlandes“.
Hierbei handelt es sich um eine Facette der rassistischen Verschwörungserzählung von der Unterwanderung Europas und der USA durch eine Kabale von Muslimen, Politikern der sogenannten Alt- oder Systemparteien und antirassistischen Aktivisten oder wie der Massenmörder Breivik es nannte „Kulturmarxisten“. Alternativ sprechen die Erfinder und Verbreiter auch vom „großen Austausch“, „Umvolkung“ oder von „Eurabien“.

Eine andere Worthülse die als Abwehrhaltung gegen das Aufzeigen von antimuslimischem Rassismus immer wieder hervorgeholt wird, ist die Aussage, die pauschale Ablehnung von muslimischen Menschen aufgrund ihres Glaubens könne kein Rassismus sein, denn „der Islam sei keine Rasse“.

Muslimischer Bewerber wegen Religionszugehörigkeit abgelehnt

Dieses Argumentationsmuster konnte ich erst gestern im Internet wieder ausgiebig in Augenschein nehmen, als ich die Berichterstattung über die Ablehnung eines Bewerbers für einen Ausbildungsplatz durch einen rassistischen Unternehmer in Brandenburg verfolgte. Die Argumentation die vom Urheber auch keineswegs geleugnet wird, ist dabei überdeutlich rassistisch, einschließlich der absurden Unterscheidung zwischen Muslimen und Deutschen und dem Anraten an das Opfer, in „seine Heimat“ zurück zu kehren. Aber von Menschen, die in den Kommentarbereichen eben noch mit dem Konzept menschlicher Rassen arbeiten, kann man sicherlich nicht erwarten, dies zu erkennen oder zu verstehen.

Es ist noch wichtig darauf hinzuweisen, dass zwar die Täter antimuslimischer terroristischer Gewalt in ihrer überwältigenden Mehrheit ideologisch rechtsextrem verortet sind und auch in Politik und Aktivismus der antimuslimische Rassismus vor allem von der extremen Rechten getragen wird, von AfD, Pegida, Identitärer Bewegung & Co.

Antimuslimischer Rassismus nicht nur bei Rechtsextremisten

Aber es gibt ihn auch in anderen ideologischen Strömungen und gerade die zu Anfang besprochene Leugnung des antimuslimischen Rassismus und seine wahrheitswidrige Diffamierung als islamistisches trojanisches Pferd wird auch von Personen betrieben, die sich als links, progressiv, liberal, humanistisch oder was auch immer begreifen.

Es ist nicht hilfreich diese Menschen gleichzusetzen mit den terroristischen Mördern von Utøya, Quebec und Christchurch. Aber ebenso wenig darf man sie von diesen Taten gänzlich freisprechen, denn sie vertreten teilweise die gleichen Positionen wie die Täter- etwa hinsichtlich der vorgeblichen inhärenten Gewalttätigkeit des Islam, seiner Unvereinbarkeit mit europäischer Kultur und europäischen Werten (wenngleich sie darunter etwas anderes verstehen als Rechtsextreme) und den Verschwörungsmythen einer islamischen Unterwanderung des Gesellschaft.

Über Personen und Medien mit Scharnierfunktion gibt es einen Austausch von Inhalten und auch von Strategien zwischen verschiedenen antimuslimischen Strömungen, die sich gegenseitig stützen und gemeinsam ein Klima von Feindseligkeit und Ausgrenzung schaffen, das den Nährboden für die terroristische Gewalt immer neuer vermeintlicher Einzeltäter schafft.

Denn auch die Leugnung von antimuslimischem Rassismus ist antimuslimischer Rassismus.

In diesem Sinne wünscht Euch der RAMSA eine gesegneten Freitag und ein schönes Wochenende.